Montag, 4. Oktober 2010

Bogotá-Strategien

Strategie Nr. 1:
Ich nutze jede Taxifahrt, um mein Spanisch zu üben und den Taxifahrer über alles und jeden zuzulabern. Die meisten sind auch total begeistert davon und loben mich jedes Mal, wie toll ich doch spanisch spreche. Kein Wunder, ich erzähle ja immer dieselben Dinge ;-).

Strategie Nr. 2:
Wenn ich ins Taxi einsteige, rufe ich meistens irgendjemanden an, um das Nummernschild durchzugeben und zu sagen, dass ich nun im Taxi bin und dann und dann dort ankomme. So weiß der Taxifahrer, dass mich jemand erwartet.


Strategie Nr. 3:
Die Zeit, die ich im Bus bin, versuche ich immer mit Vokabeln lernen oder etwas fürs Studium lesen zu überbrücken und zu nutzen.

Strategie Nr. 4:
Wenn ich nicht lesen kann, weil ich mal wieder stehen muss, versuche ich niemanden direkt anzuschauen. Die letzten Erfahrungen haben gezeigt, dass sobald ich Menschen in die Augen schaue, sofort angesprochen werde, was nicht immer ungefährlich ist.

Strategie Nr. 5:
In Bogotá stellt man sich am besten seitlich für den Bus an und nicht in einer Schlange, so bekommt man am wahrscheinlichsten einen Sitzplatz. Außerdem darf man keine Scheu zeigen, sondern muss ab und an auch mal die Ellenbogen einsetzen, um sich Platz zu verschaffen.

Strategie Nr. 6:
Wenn ich merke, dass ich angestarrt werde, versuche ich immer, mich möglichst groß zu machen. Ich bin für kolumbianische Verhältnisse ja weit überdurchschnittlich groß.

Strategie Nr. 7:
Meistens versuche ich, wenn ich das inoffizielle Bussystem nutze, mit jemandem mitzufahren, damit ich sicher gehen kann, dass es auch der richtige Bus ist. Ich bin mit diesen Bussen nämlich schon öfters mal woanders gelandet.

Strategie Nr. 8:
Ich benutze die Fußgängerbrücken, seitdem ich gelesen habe, dass man damit das Risiko angefahren zu werden,
um 40 % senken kann :-).

9. Woche Kolumbien - Bandeja Paisa, Ankunft von Stella und Juan José

Die 9. Woche ist vorbei, eine Woche, die mit Stress in der Universität begonnen hat und auch wieder aufgehört hat. Alles fing damit an, dass ich am Montag eigentlich eine Präsentation über das europäische Kartell- und Wettbewerbsrecht der Europäischen Union, im Spanisch abgekürzt mit UE, hätte halten müssen, die der Professor einfach mal um 2 Wochen nach hinten verschoben hat. Also hätte ich mir damit keinen Stress am Wochenende machen müssen. Während der Woche stand dann eine Hausarbeit (6 Seiten) über den Lissabonner Vertrag an, wozu der Professor nur meinte, dass es für mich ja besonders einfach sei, da ich als Deutsche diesen Vertrag in- und auswendig kennen würde ;-). Natürlich kenne ich den Lissabonner Vertrag, aber warum die EU dadurch transparenter ist und welcher Artikel sich darauf bezieht, wusste ich vorher nicht aus dem Gedächtnis. Nun weiß ich es und kann sogar auf Spanisch darüber philosophieren und referieren, also eindeutig ein Lernfortschritt...
Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch in der Deutschen Botschaft, die sich in der Nähe eines großen Einkaufszentrums befindet. Zum Glück kann ich nur sagen, sonst hätte der Taxifahrer nicht annähernd gewusst, wohin er mich fahren soll. Auf die Aussage, dass ich zur Deutschen Botschaft möchte, fragte er mich nämlich nur, ob ich wüsste, wo die denn sei. "Nun ja, da ich erst seit 2 Monaten in Bogotá bin, weiß ich das nur ungefähr", war meine Antwort. Daraufhin antwortete er, dass wir einfach mal losfahren würden und er hoffe, dass wir uns nicht verfahren würden. Letztendlich hat dann aber alles geklappt und nach einem etwa einstündigen Gespräch mit dem Konsul, der mich noch darauf hingewiesen hat, dass ich niemals ein Taxi auf der Straße anhalten dürfte, bin ich erstmal Kuchen kaufen gegangen, um die Ankunft von Stella, meiner kolumbianischen Gastmama, vorzubereiten. Natürlich habe ich auch mein Zimmer aufgeräumt und so dies und das wieder hergerichtet ;-). Donnerstag selbst (Tag der geplanten Ankunft) war ich mittags mit Mauricio, einem Anwalt, den ich auf dem Kongress kennengelernt habe, Bandeja Paisa (sprich: Bandecha Peisa) essen, ein typisch kolumbianisches Gericht mit unglaublich viel Fleisch in allen möglichen Variationen, Reis, Avocado, Spiegelei, Banane und Bohnen. Ich habe zwar länger als Mauricio durchgehalten, aber nicht alles geschafft. Wir waren danach auf jeden Fall erstmal bewegungsunfähig und haben die Mittagspause auf 2 Stunden ausgedehnt und uns lange unterhalten.
Am Abend habe ich ganz gespannt auf die Ankunft von Stella gewartet und währenddessen meine Hausarbeit noch etwas überarbeitet. Leider kam Stella nicht Donnerstag abend und nach einer beinahe durchwachten Nacht, nach der ich schon ziemlich fertig war, bin ich morgens zur Uni gefahren, weil ich meine Hausarbeit abegeben musste. Zum Glück hat mich Stella gegen 8 Uhr auf dem Handy angerufen und wir haben zusammen Heimkehr gefeiert mit Kuchen und zahlreichen Geschenken aus Deutschland von meiner Familie, Paris und Venedig.
Sowohl Freitag als auch Samstag war ich mit Freunden feiern, da ich am Freitag (1. Oktober) genau zwei Monate in Bogotá vollendet habe. Zu diesem Anlass waren wir in der Clubszene unterwegs, in der ich wieder viele neue Leute kennengelernt habe, unter anderem Juan José, dessen Namen ich mir nicht merken konnte. Beim dritten Mal zusammen tanzen, fragte er mich, ob ich noch seinen Namen wüsste. Eigentlich kann ich mir Namen und die dazugehörigen Personen gut merken, aber hier in Kolumbien haben alle 2 Vornamen und 2 Nachnamen, was dann irgendwann zuviel für mich wird. Da aber (fast) alle Männer entweder Juan oder José heißen und (fast) alle Frauen Maria, geht es auch ganz gut mit Raten ;-). Also sagte ich aufs Geratewohl, nach Erwägung meiner 50:50-Chance dass ich es natürlich noch wüsste und dass er Juan heißen würde. Juan José war ganz baff und später fand ich heraus, dass er sogar Juan José heißt und ich in jedem Fall richtig gelegen hätte.
Der letzte Höhepunkt war das Patronatsfest der deutschen Gemeinde am Sonntag, an dem ich den deutschen Botschafter bei Kartoffelsalat und Würstchen kennengelernt habe und beim Bingo 6 deutsche Martinigläser gewonnen habe, einerseits wollte ich lieber die präkolumbianische Vase gewinnen, aber angesichts der Chance auf ein 5l Bierfass, sind Martinigläser vielleicht doch nicht so schlecht...

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