Mittwoch, 17. Februar 2016

Woche 5 und 6 "und schon ist die Hälfte um"

Ich fasse die letzten beiden Wochen mal zusammen, nicht weil so wenig passiert ist, sondern weil ich sonst zu arg in Rückstand gerate und weil die Wochen hier in Vietnam aufgrund des Neujahrsfestes Tet eh zusammengehören. In dieser Zeit sind die meisten Vietnamesen bei ihren Familien. Tet ist das höchste und wichtigste Fest in Vietnam und über drei Wochen hinweg ist das Land quasi außer Gefecht gesetzt. In der Tet-Woche selbst sind die meisten Läden geschlossen und nur wenige Restaurants haben durchgängig geöffnet. Dafür gibt´s extra Tet-Speisekarten mit gesalzenen Preisen und kleineren Portionen.
Aber zuerst zu letzter Woche. Die Woche an sich wurde am Ende etwas lang und ich war froh, als am Freitag die Tet-Ferien begonnen haben. An diesem Tag war ich auch nachmittags nicht in der Schule zum Englisch unterrichten, weil die Kinder bereits Ferien hatten. Ganz entspannt konnte ich also nach Hause und mein Karnevalskostüm überlegen. Ihr lest richtig. Viktoria Kempf, in Deutschland größter Karnevalsfeind überhaupt, war letzte Woche Karneval feiern inklusive Kostüm und Polonaise. Aus meinem Kleiderschrank konnte ich eine blaue Hose und ein gestreiftes Oberteil einfach umfunktionieren und als Matrose gehen. Richtig gut wurde das Kostüm allerdings erst mit einem Matrosenhütchen, das mir von der Frau eines Kollegen, übrigens Münsteraner, mitgebracht hat. Es konnte also losgehen und zugegebenermaßen war es auch ein lustiger Abend. Vielleicht finden der Karneval und ich doch noch zueinander, in Vietnam hat es jedenfalls mit uns geklappt.
Am Samstag wollte ich dann eigentlich ausschlafen, ließ mich dann aber „erweichen“ Sina zum Busbahnhof zu bringen. Auf dem Weg zurück ließ mich leider Sinas Roller im Stich. Ich weiß bis heute nicht genau, was eigentlich das technische Problem war. Fest stand, dass ich nicht mehr beschleunigen konnte und mich an den Straßenrand rollen ließ. Dort angekommen bekam ich quasi den Schock meines Lebens. Ohne Handy, ohne Geld und ungeschminkt war ich im ersten Moment sehr ratlos und sah mich schon im Geiste den Roller nach Hause schieben. Ich hatte mit nichts dergleichen gerechnet. Ich wollte doch Sina nur kurz wegbringen und dann wieder nach Hause. Gott sei Dank gab es auf dem Roller aber einen Aufkleber des Verleihs, so dass ich den nächstbesten Vietnamesen einfach bat, dort anzurufen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mich nicht genau verstanden hat, aber wahrscheinlich wirkte ich verzweifelt genug. Nach einer gefühlten Ewigkeit (eine Uhr hatte ich natürlich auch nicht mit) kam Minh, unser Motorroller-Mensch und brachte einen anderen Roller mit, mit dem ich dann nach Hause fahren durfte. Ich war durchaus erleichtert, als ich dann am späten Vormittag wieder zuhause war und mich von meinem Schock erholt hatte.
Die folgenden Tage waren unglaublich ruhig und entspannt in Hanoi. Auf den Straßen war so gut wie kein Verkehr und das zuvor als „Geisterstadt“ bezeichnete Hanoi gefiel mir viel besser. Ich war bei Sonnenschein und blauem Himmel spazieren und hatte einfach mal Zeit zum Nachdenken und Entspannen im Park oder in einem der wenigen geöffneten Cafés. Zwischendurch habe ich zuhause mal wieder selbst gekocht, was bisher noch nicht so oft vorgekommen ist. Sina und ich hatten zum Glück vor Tet ebenfalls Hamsterkäufe gestartet. Am Silvesterabend war ich sogar zweimal eingeladen und nach einem riesigen Steak und später dem Feuerwerk kann ich sagen, ein besseres Tet-Fest hätte es für mich dieses Jahr gar nicht geben können. Besonders wichtig war, dass ich die erste war, die unser Haus betreten durfte im neuen Jahr. Dies hat den Hintergrund, dass ich im Jahr des Drachen geboren bin und deshalb Glück, Wohlstand, Gesundheit etc bringe, wenn ich als erste im neuen Jahr das Haus betrete. Unsere Vermieterin Mai hatte mich extra instruiert, als ich freitags noch kurz vorbeigeschaut habe. Die Familie war gerade damit beschäftigt, den Tet-Kuchen zuzubereiten. Dieser enthält Fleisch, Reis und Bohnenpaste und wird in Bananenblätter (Jaja, die geliebten Bananenblätter aus Kolumbien ;-)...) eingepackt. Jedenfalls wurde ich angewiesen mehrere Räucherstäbchen vor den Ahnenaltären anzuzünden. Auch die beiden freien Tage waren einfach schön. Natürlich hatte ich vorher noch überlegt, wegzufahren. Laos lockte mit Luang Prabang, Bangkok oder Myanmar wären vielleicht auch möglich gewesen, letztendlich habe ich aber beschlossen, dass ich gerade in Vietnam bin und diese Kultur kennenlernen möchte. Außerdem steht mit Angkor Wat noch ein Highlight im März an und ein paar Orte möchte ich mir auch noch aufheben.
Die kurze Arbeitswoche war jedenfalls nicht besonders ereignisreich. Man merkt einfach, dass in Vietnam gerade noch Ausnahmezustand ist. Das haben wir auch gemerkt, als ich Sina zur Family Medical Practice gebracht habe. Der Vertrauensarzt der Botschaft abwesend und so wirklich medizinische kompetent beraten hätte ich mich auch nicht gefühlt. Hauptsache es wird jetzt besser und nächste Woche geht es wieder in alter Frische los mit dem typical vietnamese life.

Chuc mung nam moi!

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