Montag, 17. Januar 2011

Pasto "Carnaval de Negros y Blancos"

Nach meiner Reise nach Peru und Bolivien bin ich noch nach Pasto gereist. Ursprünglich hatte ich es so geplant, von Bolivien erstmal nach Bogotá zu fliegen, um meinen Koffer umzupacken usw. und dann weiter nach Pasto zu fahren. Jorge, ein guter Freund aus der Uni, hatte mir dann aber kurzfristig doch dazu geraten, meinen Flug von La Paz nach Bogotá umzubuchen nach Quito und von dort aus mit dem Bus zur Grenze zu fahren. Er hat mich dann dort auch abgeholt und dann ging es gleich nach Pasto, wo seine gesamte Familie nach dem ersten Karnevalsumzug (2. Januar) fröhlich am Feiern war. Ich war zwar müde und erschlagen nach der Lima-Flughafen-Nacht, konnte mich dann aber der Feierlaune nicht entziehen und so gingen wir an diesem Tag noch aus, um meine Ankunft in Pasto zu feiern. Am Montag begann dann für mich der richtige Karneval, wir haben uns den Karnevalito der Kinder angesehen und den Umzug der Tänze, der sehr farbenfroh war. Außerdem haben wir die Fastnachtswagen in der Vorbereitung angesehen, die mich schon am ersten Tag begeistert haben. Außerdem ist der Karneval in Pasto so toll, weil alle Welt sich gegenseitig mit Schaum besprüht und mit weißem Pulver bewirft (Carnaval de Blancos, Karneval der Weißen) oder mit Farben vollschmiert (Carnaval de Negros, Karneval der Schwarzen). Natürlich wurde ich nicht verschont und es war einfach so lustig. Ausgerüstet mit Poncho, Sonnenbrille und Sonnencreme haben wir alle Umzüge des Karnevals angesehen und natürlich musste ich auch mehrere typische Alkoholsorten Pastos probieren. Daran führte kein Weg vorbei und die Familie von Jorge war dermaßen lieb zu mir, dass ich nicht ablehnen konnte. Ich bin wieder so herzlich aufgenommen worden, dass ich mich fast "como en casa" (fast wie zuhause) fühlte.
Ein besonders lustiges Ereignis war meine Deutschstunde für meine Pastusos (Einwohner von Pasto). Ich wollte ihnen ja "danke" und "bitte" beibrigen, was sich aber niemand merken konnte. Schließlich baten sie mich, ihnen doch ein Schimpfwort beizubringen. Dazu muss ich erwähnen, dass Kolumbianer generell mit einigen Schimpfwörtern sprechen, was nicht immer böse gemeint ist. Favorit ist hierbei "Hijo de puta", was inhaltlich dem deutschen Wort "Hurensohn" entspricht. In Deutschland eine große Beledigung, hier in Kolumbien meist überhaupt nicht offensiv gemeint. An dieses Wort konnten sich natürlich alle erinnern und waren völlig begeistert. Meine Einwände, dass man dieses Wort in Deutschland nicht sagen darf und es sehr beleidigend ist, wurden natürlich nicht gehört. Was haben wir uns gelacht über die Verwendung von diesen Wörtern in Kolumbien und den Unterschieden zu Deutschland und der Aussprache, die ja "so kompliziert" sei.
Von allen Karnevalisten wurde ich mit "que viva Pasto y sus Carnavales" (Hoch lebe Pasto und hoch lebe sein Karneval) begrüßt, worauf dann meine Pastusos geschrien haben, dass Alemania auch hochleben solle. Außerdem wurden auch immer die Turisten erwähnt, die ebenfalls hochleben sollen. Ich wurde also sehr gefeiert :-), was man sich ja durchaus gefallen lässt.
Ein Highlight in Pasto war natürlich das Meerscheinchen-Essen. Es war sehr lecker, auch wenn sich die meisten beim Lesen wahrscheinlich einmal schütteln müssen. Es schmeckt ein bisschen so wie Hähnchen. Als wir auf dem Festival del Cuy (Meerschweinchenfestival) waren, wurde ich sogar interviewt vom kolumbianischen Radio, wie es mir gefällt, wann ich angekommen bin, warum ich so gut spanisch kann usw. Die Mutter von Jorge hat mich dann aus den Fängen des Moderators befreit, sonst wäre ich wahrscheinlich nicht losgekommen. Außerdem musste ich noch 2 Minuten lang eine Ansage auf deutsch machen, dass alle Deutschen nach Pasto kommen sollen, um den Karneval zu sehen und Meerschweinchen zu essen. Das war sehr lustig, nun war ich landesweit im kolumbianischen Radio :-).
Der Abschied nach einer so schönen und Woche fiel mir natürlich sehr schwer und meinen Pastusos auch, aber wie sagte Jorge, es ist nur ein "Bis später" (Hasta luego) und kein "Tschüß" (Adios), da ich zur Hochzeit des Onkels im Mai eingeladen bin.
Auch die 20-Stunden Busfahrt nach Bogotá zusammen mit Katrin, einer deutschen Freundin aus Konstanz, verlief völlig problemlos (abgesehen vom Busklo) und umso froher waren wir, als wir in Bogotá endlich ankamen. Fazit aus Pasto ist, dass ich nun dank Jorge gut tanzen gelernt habe (wir waren ja auch jeden Abend aus, damit ich Pasto kennenlerne) und mich der kolumbianische Karneval völlig in seinen Bann gezogen hat. Wenn ich das nächste Mal in Pasto zum Karneval bin, werde ich mich daran beteiligen ;-).

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