Margarita ist meine beste Freundin hier in Kolumbien, sie ist halb kolumbianisch, halb oesterreichischer Abstammung und wir haben besonders in den letzten drei Monaten viel zusammen unternommen. Da Margarita diese Woche leider zurueck nach Oesterreich gegangen ist, muss ich unbedingt hier festhalten, wie schoen die Zeit mit ihr war. Wir sind nicht nur zusammen "angeln" gegangen (in Kolumbien sagt man "vamos a pescar (=angeln) ", um auszudruecken, dass man ausgeht, um nette Burschen kennenzulernen), sondern haben auch gemeinsam den Stierkampf besucht, der mich so begeistert und Margarita so erschreckt hat. Margarita hat hier bei ihren Grosseltern gewohnt, die mich jedes Mal so herzlich aufgenommen haben, dass ich sie gleich in mein Herz geschlossen habe. Ob ich abends zum Film schauen war oder nur zum Reden bei Margarita vorbeigeschaut habe, immer wurde ich mit einer Selbstverstaendlichkeit von ihnen nachhause gefahren. Auch nachts um drei holten sie Margarita und mich stets ab und fuhren uns sicher und behuetet nach Hause. Margarita und ich koennten in vielen Dingen nicht unterschiedlicher sein, so bin ich neben Margarita riesig gross und begeistere mich fuer Stierkaempfe, waehrend Margarita klein und zierlich ist und dem Stierkampf so gar nichts abgewinnen konnte. Trotzdem sind wir richtig gute Freundinnen geworden und verbrachten gerade die letzte Zeit viel zusammen, um uns gemeinsam ueber die wichtigen Dinge des Lebens auszutauschen und viel zu reden. Mit Margarita war ich deutsche Wuerstchen essen und im Haus des Bieres.
Letztes Wochenende haben wir zusammen fuer ihre Grosseltern gekocht, Lasagne und als Nachtisch Obstknoedel. Da ich ja unglaublicher Nachtisch-Fan bin, war ich ganz gespannt auf Obstknoedel. Dabei handelt es sich um Kartoffelknoedelteig (von Knorr oder Pfanni), den man zu einem Knoedel formt und der eine Pflaume/Marille/... in der Mitte enthaelt, zusammen mit Puderzucker (in Oesterreich glaube ich Staubzucker) und Pflaumen-Sosse hat mich das voellig begeistert.
Umso trauriger waren wir beide am Montagabend, als wir uns verabschieden mussten. Natuerlich ist es nur ein "Hasta luego" (Bis spaeter) und kein Abschied fuer immer, aber trotzdem wird mir Margarita unglaublich fehlen.
Liebe Margarita,
vielen Dank fuer Deine tolle Freundschaft, wir sehen uns in Wien/Berlin. Muchos abrazos y besos de Bogotá, Deine Viki
viktoria.kempf - 27. Jan, 16:56
Da ich viele neue Sachen entdecke in Kolumbien, war ich natuerlich ganz begeistert, als mich mein Gastbruder Beto zum Hockey mitnahm. Er selbst spielt schon seit ewigen Zeiten Hockey und hat sogar in der Nationalmannschaft Kolumbiens bei der letzten Weltmeisterschaft gespielt. Meine Hintergedanken enthielten jedoch auch, saemtliche Hockeyspieler abzuchecken und zu schauen, wie attraktiv die kolumbianischen Hockeyspieler so sind. Neben der Feststellung, dass die Kolumbianer etwas gewalttaetig Hockey spiele, war es leider so, dass nicht besonders viele das Praedikat "sehr attraktiv" von mir erhielten und ich auf Betos Angebot mich ueberall vorzustellen gerne verzichtete. Es war aber trotzdem spannend und ich muss sagen, dass eine Live-Atmosphaere unglaublich viel ausmacht. Beim letzten Spiel war ich jedoch sehr froh ueber einen Anruf von meiner Freundin Margarita, die mich zum Stierkampf am Sonntag einlud. Als ich nach Kolumbien gekommen bin und zum ersten Mal die Plaza de Toros in Bogotá gesehen habe, habe ich mir fest vorgenommen einen Stierkampf zu besuchen. Nicht aus Begeisterung, dass die armen Tiere leiden, sondern weil ich es gern kennenlernen wollte. Vorher war ich etwas nervoes, ob es mir gefallen wuerde usw. Als es jedoch anfing (sogar puenktlich) und wir die kolumbianische Nationalhymne sangen und anschliessend noch die Hymne von Bogotá, war ich schon voellig begeistert von der Atmosphaere im Stadion. Der Stierkampf ist sehr traditionell und da ich vorher den Wikipedia-Artikel (diesmal nur auf spanisch) gelesen hatte, wusste ich so ungefaehr wie es ablief und beeindruckte Margarita und ihre Grosseltern mit meinem Vorwissen und meinen Kenntnissen der kolumbianischen Nationalhymne.
Am Sonntag gab es drei Stierkaempfer, die jeder 2 Stierkaempfe absolvierten. Jeder Stierkampf dauert 20 Minuten und hat drei Phasen. Im ersten Teil sind verschiedene Stierkaempfer in der Arena und der Stier laeuft mehr oder weniger im Kreis und wird immer wieder von den Stierkaempfern getaeuscht. In der zweiten Phase wird er durch Speere wieter verletzt, einmal durch Maenner auf Pferden und durch die Stierkaempfer selbst. In der letzten Phase toetet der Matador den Stier, nachdem er moeglichst viele kunstvolle Drehungen mit dem Stier vollfuehrt hat (im Wikipedia-Artikel steht dies alles viel ausfuehrlicher). Die Stiere reagieren jedoch nur auf die Bewegung des Tuches und nicht auf die Farbe rot. Stiere sind sogar farbenblind, so dass die Farbe des Tuches voellig gleichgueltig ist. Waehrend meine Freundin Margarita neben mir sass und weinte, war ich voellig begeistert von den eleganten Bewegungen des Stierkaempfers und fieberte voellig mit. Der letzte Stierkaempfer war der beste. Er sass auf einem Pferd und ist mit verschiedenen Dressurpositionen dermassen kunstvoll dem Stier immer wieder ausgewichen, dass das ganze Stadion total begeistert war. Dieser Stierkampf war der beste seit ueber 50 Jahren in Bogotá und die Spielleitung entschied schliesslich, dass der Stierkaempfer sich sowohl Ohren als auch Schwanz des Stieres verdient hatte. Bei einem guten Stierkampf ist es Brauch, dass der Stierkaempfer ein Ohr, beide oder dazu noch den Schwanz erhaelt. Somit war ich natuerlich noch doppelt begeistert, vor allem auch von der Musik, die waehrenddessen gespielt wird, wobei ich auch sagen muss, dass das Tier ohne Zweifel sehr leidet. Natuerlich gibt es die vielen Argumente, dass es Tradition sei und dass es auch nur 20 Minuten dauere und letztendlich viele andere Tiere mehr leiden wuerden. Ich habe aber fuer mich beschlossen, auf keinen weiteren Stierkampf zu gehen, weil es eben doch Tierquaelerei ist, nur damit sich die Zuschauer amuesieren.
viktoria.kempf - 27. Jan, 15:30
Bevor mein Praktikum nun morgen zu Ende geht und ich mich schon wieder so lange nicht gemeldet habe, hier nun eine Zusammenfassung der letzten beiden Wochen. Mein Praktikum in einer deutschen Anwaltskanzlei hier in Bogotá begeistert mich sehr. Ich arbeite in deutsch und spanisch und meine Kollegen sind einfach alle sehr nett und hilfsbereits. Wir waren auch schon alle zusammen aus und haben die Nacht durchgetanzt ;-). Das Buero ist fuer mich eigentlich ganz gut gelegen, auch wenn ich im Bus ueber die Septima (eine der Hauptstrassen Bogotás) morgens immer relativ lange brauche, weil es natuerlich Stau gibt. Meistens arbeite ich von halb neun bis nachmittags so um fuenf und treffe mich anschliessend noch mit Freunden, um einen Kaffee zu trinken oder in ein Centro Comercial zu gehen. Dort kann man neben Kino, shoppen gehen oder Billard spielen immer viel erleben. Es ist natuerlich gefaehrlich, da es gerade viele Rabatte gibt und mein kauffreudiges Herz natuerlich immer viele schoene Sachen entdeckt ;-).
Ein bisschen schade ist, dass ich wenig zum Skypen komme, aber das wird wieder anders, wenn ich naechste Woche wieder Uni habe. Ich habe meine Kurse so gelegt, dass ich montags und freitags eigentlich frei habe, worauf ich mich schon sehr freue. Die langen Wochenende werde ich natuerlich zum Reisen nutzen. Ich muss in den naechsten 5 Monaten ja noch ein bisschen was von Kolumbien sehen.
viktoria.kempf - 27. Jan, 15:24