Wie heißt Du? Wie geht´s Dir? Was hast Du gegessen? Hast Du einen Freund? Dies sind die gängigsten Fragen in Kolumbien. Meistens genau in dieser Reihenfolge werde ich gefragt, wenn ich jemanden neu kennenlerne. Das Lustige ist, dass diese Fragen gewöhnlich sind und nichts mit Kontrolle oder Neugier zu tun haben, so wie ich es anfangs vermutet habe. Nein, es ist einfach ganz normal, über diese Dinge zu sprechen. In Deutschland spricht man übers Essen, wenn man kein anderes Thema hat, hier ist es ein völlig normal darüber zu reden. Meine besten Freunde fragen mich mittlerweile, was ich gegessen habe, nur um sich dann wieder an meiner Überraschung zu erheitern.
Die Frage "Wie gehts?" ist manchmal aber auch einfach nur rhetorisch gemeint und Teil des Grußes. Außerdem wird darauf meistens keine lange Antwort erwartet, sondern nur ein "Bien, bien", was bedeuten kann, dass es mir tatsächlicht gut geht, oder ich es einfach nur sage, weil für ein längeres Gespräch keine Zeit ist oder die Person nicht unbedingt jemand ist, dem man seinen Gefühlszustand ausführlicher schildern möchte. Am Anfang war ich immer überrascht, wenn mich alle möglichen Leute gefragt haben, wie es mir geht, aber das hat sich mittlerweile gelegt. Meistens frage ich nun auch alle ;-)...
Besonders lustig ist, dass sich viele in der deutschen Gemeinde auf Deutsch mit genau diesen Fragen begrüßen, sozusagen eine Deutsch-Kolumbianische Mischung aus allem...
viktoria.kempf - 11. Sep, 03:52
Ich selbst würde mich nie mit "Blond und blauäugig" assoziieren, hier ist es aber meist das erste, auf dass ich angesprochen werde. "Du hast so tolle Augen und so tolles blondes Haar". Wenn ich dann antworte, dass ich nicht blond bin für deutsche Verhältnisse, sondern dass Claudia Schiffer blond ist, ernte ich nur Gelächter und die Feststellung, dass ich für kolumbianische Verhältnisse natürlich total blond bin. Das bringt einerseits viele Vorteile, zum Beispiel, wenn ich in letzter Sekunde zum Bus laufe und der Busfahrer selbstverständlich wartet oder in der Universität wieder viele Kommilitonen mit mir einen Kaffee trinken wollen, weil ich eben die Ausländerin bin, die überall auffällt.
Es kann aber auch gefährlich sein, auffällig zu sein. Man muss eindeutig mehr Sicherheitsregeln beachten. Zum Beispiel, kein Taxi auf der Straße anhalten, nachts nicht alleine herumspazieren (was man so oder so in Bogotá vermeiden sollte), keine unbekannten Nummern zurückrufen usw. usw.
Ein großer Vorteil ist die Narrenfreiheit, die ich in der Universität habe. In der Bibliothek bekomme ich einen Laptop ohne meinen Studentenausweis, ich kann manche Prüfungen durch eine Hausarbeit ersetzen oder mündlich absolvieren. Sowohl die Sicherheitsleute als auch das Personal in der Bibliothek kennt mich mit Namen und meistens sprechen wir 3-4 Sätze darüber, dass ich in einem Jahr alle mit nach Deutschland nehmen werde.
Bisher fühle ich mich relativ sicher in Bogotá, meistens bevorzuge ich es aber, mit Kommilitonen unterwegs zu sein und nicht zu viele Dinge alleine zu tun, was eine ziemliche Veränderung ist. In Münster habe ich die meisten Sachen alleine gemacht, vor allem nächtliche Promenaden- oder Kreuzviertelspaziergänge. Daran ist in Bogotá nicht im Entferntesten zu denken. Aber es ist gut, eine völlig andere Lebensart kennenzulernen und mir gefällt es sehr gut, in Kolumbien zu leben und zu studieren.
viktoria.kempf - 11. Sep, 03:51
Ein ganz wesentlicher Teil meines Lebens hier in Bogotá ist das Studium. Vieles am kolumbianischen Studium ist ganz anders. Es fängt damit an, dass man, um in die Universität zu kommen, seinen Studentenausweis vorzeigen muss und zum Verlassen der Universität seine Tasche öffnen muss. Diese Sicherheitskontrollen sind vorgeschrieben, um die Sicherheit der Studenten zu gewährleisten. Meistens komme ich aber auch so in die Universität, da mich aufgrund meiner Haar- und Augenfarbe alle schon von weitem erkennen ;-).
Die Kurse hier sind sehr viel kleiner, meistens sind wir mit 30 Studenten in einem Kurs, was etwa einer deutschen Schulklasse entspricht. Neben Zwischenprüfungen alle 6 Wochen, gibt es fast jede Woche eine Hausarbeit von 6-10 Seiten, eine Präsentation und Hausaufgabenkontrollen. Daran habe ich mich bisher noch nicht gewöhnt. Mir fehlt die Freiheit des deutschen Studiums. Außerdem sind viele meiner Kommilitonen viel jünger als ich, so dass ich mich manchmal in Schulzeiten zurückversetzt fühle. Die meisten Kommilitonen sind total nett und helfen mir mit ihren Notizen und in der Vorlesung.
Schön ist, dass man viel näher an den Professoren dran ist und man sich kennt. Der Nachteil ist aber auch, dass es zum Beispiel Anwesenheitskontrollen gibt und es natürlich sofort auffällt, wenn ich fehle. Ich bin niemand, der ständig fehlt, aber so ab und an lasse ich doch gern mal eine Vorlesung aus, um mich meiner Meinung nach wichtigeren Dingen zu widmen ;-).
Ein weiterer Unterschied ist, dass viele Vorlesungen schon um 7 Uhr anfangen. Für mich heißt das, dass ich um 5 Uhr aufstehen muss, was selbst für mich, die ich eigentlich keine Probleme mit Frühaufstehen habe, doch schon eher in den Bereich "Nacht" fällt. In 5 Wochen ist das erste Semester hier bereits vorbei und der Stress hoffentlich auch. Es ein anderes System und ich merke, dass ich dringend Ferien brauche, nachdem ich vom Semesterendstress Münsters in den Semesteranfangsstress Bogotás geraten bin.
viktoria.kempf - 11. Sep, 03:51
Mit Handys habe ich dieses Jahr kein Glueck, nachdem mein Handy Nr. 1 (2010) im Juni leider kaputtgegangen ist und mein Handy Nr. 2 (2010) mir in der 2. Woche Bogotá geklaut wurde, ist mein (kolumbianisches) Handy Nr. 3 (2010) zwar einfach zu bedienen und funktioniert einwandfrei, leider bekomme ich jedes Mal, wenn es klingelt einen kurzen Schock. Nicht, weil ich nicht gerne angerufen werde, sondern weil ich weiss, dass ich am Telefon noch weniger Spanisch verstehe als sonst. Die meiste Zeit meiner Telefonat muss ich meine Gespraechspartner darum bitten, alles zu wiederholen, langsamer zu sprechen oder mir eine Email zu schreiben.
Ein besonders lustiges Handy-Erlebnis aus der 2. Bogotá Woche mit Oscar war am Tag des Uni-Festes. Ich war todmuede (wenn ich muede bin, verstehe und spreche ich nur noch die deutsche Sprache), die Umgebung war ziemlich laut und ich habe versucht mit Oscar zu telefonieren und abzumachen, wo und wann wir uns treffen. Oscar hat versucht mir zu sagen, dass er es nicht zum Uni-Fest schafft, ich habe nichts verstanden und nur mit Ja, ist gut, dann bis spaeter, wir sehen uns beim Uni-Fest geantwortet. Meine beiden Europa-Austausch-Chicas Nine (Frankreich) und Marguerita (Oesterreich) haben sich nur ueber meinen verzweifelten Gesichtsausdruck und ueber meine unbeholfenen Antworten totgelacht. Oscar war natuerlich so freundlich trotzdem zum Uni-Fest zu kommen und meinte nur, er habe schon gemerkt, dass ich ihn nicht verstanden haette.
Waehrend ich in Deutschland am Telefon nicht zu bremsen bin und locker 2-3 Stunden pro Tag telefonieren kann, bin ich hier immer wieder froh, wenn das kolumbianische Gespraech moeglichst schnell vorbei ist und ich auflegen darf. Was mich unglaublich an meinem Handy Nr. 3 fasziniert, ist die sprechende Uhr (Reloj parlante) und eine eingebaute Taschenlampe, die unglaublich nuetzlich ist ;-).
Handy Nr. 4 (2010) wird zur Zeit aus Deutschland nach Kolumbien importiert und wird ab dem 1. Oktober in Betrieb genommen, so dass man mich ab diesem Zeitpunkt wieder per SMS aus Deutschland erreichen kann :-).
viktoria.kempf - 11. Sep, 03:32
So schnell vergeht die Zeit, nun neigt sich schon die 6. Woche ihrem Ende zu und ich bin sehr froh, dass ich sie gut ueberstanden habe. Sowohl eine Praesentation (ueber Immanuel Kant) als auch eine Zwischenpruefung (Derecho Internacional Público, Derecho del Mar) sind ueberwunden und endlich ist wieder Wochenende und ich habe genug Zeit, um die Stadt weiter zu erkunden. Zwei Erlebnisse, die diese Woche gepraegt haben, moechte ich kurz erzaehlen. Das erste Erlebnis betrifft das Busfahren hier in Bogotá, was man besonders waehrend der Rushhour als Krieg "Jeder gegen jeden" bezeichnen kann. Sobald sich die Bustueren oeffnen, zwaengt sich die verruecktgewordene Menschenmasse in den Bus, um einen Sitzplatz zu ergattern. Ihr koennt Euch alle vorstellen, dass ich dabei nicht besonders erfolgreich bin. Meine Bilanz (3 mal Sitzplatz in 6 Wochen) sieht denkbar schlecht aus. Noch bin ich meistens zu hoeflich, um mich vorzudraengeln oder sonstige Massnahmen zu ergreifen, um an einen Sitzplatz zu gelangen. Niemand nimmt ruecksicht auf niemanden. Am Dienstag habe ich jedoch eine Ausnahme erlebt, ich stand wieder mal in der Schlange an und als die Bustueren sich oeffneten, hat mich ein Maedchen vorgelassen, so dass ich weder erdrueckt wurde und sogar einen Sitzplatz bekam. Auf mein ueberglueckliches "Muchas Gracias" folgte ein "Ich sehe ja, dass Du nicht aus Bogotá bist, also dachte ich mir, ich helfe Dir ein bisschen..." Ein wirklich schoenes Erlebnis hier in der Grossstadt. Das andere Erlebnis ist meiner Meinung nach typischer fuer Bogotá. Ich war mit einer Freundin essen und wir kamen aus dem Café und ich habe gerade noch mein Portemonnaie in der Hand, um mein Wechselgeld zu verstauen, da werden wir auch schon angebettelt von einer Frau. Meine Freundin Diana hat mich samt Geldbeutel und Wechselgeld Gott sei Dank schnell zur Seite gezogen, untergehakt und ist mit mir schnellen Schrittes in Richtung Universitaet marschiert. Die Bettlerin ist uns noch eine ganze Weile gefolgt und Diana hat natuerlich mit mir geschimpft, was mir einfaellt, so offensichtlich mit dem Wechselgeld mitten auf der Strasse herumzuwedeln. Anhand solcher Erlebnisse sehe ich, dass ich noch viele deutsche Gewohnheiten habe, die ich unbedingt ablegen sollte, wenn ich nicht in Schwierigkeiten geraten will. Zum Glueck habe ich schon gute "Compañeros" gefunden, die ein bisschen auf mich aufpassen.
viktoria.kempf - 11. Sep, 02:52
Stella, Oscar und Malena sind meine kolumbianische Familie, die mich vom ersten Augenblick an mit viel Liebe und Herzlichkeit aufgenommen hat und sich um mich sorgt und kuemmert als waere ich eine richtige Tochter.
In meiner deutschen Familie bin ich die kleinste, in meiner kolumbianischen Familie die groesste :-).
Mit Stella und Oscar habe ich viel Spass, vor allem, wenn wir uns mal wieder ueber die deutsch-kolumbianischen Unterschiede amuesieren oder waehrend einer Autofahrt durch Bogotà spontane "80er Parties" feiern. Das bedeutet, dass wir laut ein Lied von Stellas Lieblingscd mitsingen und dabei im Sitzen "tanzen".
Ich bin so froh, eine Familie hier zu haben, vor allem weil Bogotà so gross ist und ich das Gefuehl habe, dass ich ohne Familie hier verloren waere. Stella und Oscar kennen die Stadt richtig gut und wissen, mit welchem Autobus man wohin kommt, welche Strassen man meidet und welche Bars gut zum Feiern sind. Es ist schoen, dass jemand hier auf mich aufpasst, auch wenn ich mich erstmal wieder daran gewoehnen muss, bemuttert zu werden.
Zu Malena, der "Princesita" der Familie, habe ich ein ganz gutes Verhaeltnis, auch wenn ich seit einer traumatischen Hundeerfahrung in meiner Kindheit kein grosser Hundefan bin.
Besonders suess ist mein Geburtstagsgeschenk. Es ist ein Kuscheltier, damit ich mich waehrend der Europareise der beiden nicht so einsam fuehle.
viktoria.kempf - 4. Sep, 03:25
Das kolumbiansche Essen ist ein Kapitel fuer sich. Wichtigster Bestandteil zu jeder Mahlzeit ist natuerlich Fleisch, dicht gefolgt von frittierten Bananen, Kartoffeln oder Reis (oder beides) und ein bisschen Salat, der meist ohne Dressing ist. Sowohl Stella und Oscar waren ganz erstaunt, als ich Bananen als "Nachtisch" bezeichnet habe und kein 2. Stueck Fleisch haben wollte. Ich esse gerne Fleisch, aber nicht in diesen Mengen, nicht jeden Tag und auch nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit. Besonders zum Fruehstueck muss ich weder jeden Tag Blutwurst noch Tamal (mit Reis und Huehnchen gefuellte Bananenblaetter) essen, wobei das ab und zu richtig lecker ist, vor allem, wenn man nicht in aller Herrgottsfruehe fruehstueckt.
Am besten gefaellt mir, dass es hier so viele leckere Fruechte gibt, die unglaublich gut und frisch schmecken. Auf der Strasse gibt es ganz oft kleine Staende, die Fruchtbecher mit Papaya, Mango und Ananas verkaufen fuer 1.000 kolumbianische Pesos, was noch nicht einmal 50 Cent entspricht. Ueberhaupt ist das Essen in Kolumbien sehr guenstig. Einen Hotdog kann man auf der Strasse ebenfalls fuer 1.000 Pesos kaufen, wobei man sich dabei nicht fragen sollte, woher das Fleisch stammt...
Fuer ungefaehr 3,50 euro bekommt man in einem Restaurant schon 3 Gaenge (Suppe, Hauptgang natuerlich mit Fleisch, Nachtisch) inklusive Getraenk, was fuer deutsche Verhaeltnisse unglaublich guenstig ist, wenn man bedenkt, dass ein Doener ungefaehr dasselbe kostet.
Etwas, an dass ich mich noch gewoehnen muss, ist, dass die Kolumbianer auf die Kombiantion von Suessigkeiten und Kaese stehen. Hier ist es zum Beispiel ganz normal heisse Schokolade mit Kaese zu essen oder ein Bocadillo (im Prinzip ein Stueck Zuckerpraline) mit Kaese. Als ich das probiert habe, habe ich mich erstmal geschuettelt, was natuerlich wieder Erheiterung bei Stella und Oscar hervorgerufen hat.
Insgesamt schmeckt mir hier alles aber sehr gut, wobei ich auch unkompliziert bin, was Essen angeht und relativ schmerzfrei alles zumindest probiere, auch "Sangre con Arroz" (Blut mit Reis). Wenn man nicht darueber nachdenkt, was man gerade isst und es auch nicht richtig verstanden hat, um welche Koerperteile oder um welches Tier es sich handelt, dann schmeckt das meiste richtig gut.
viktoria.kempf - 4. Sep, 03:07
Was habe ich diese Woche gemacht? Neben dem Studium, was hier deutlich die meiste Zeit einnimmt, habe ich 6 Stunden Chorprobe gehabt, in der ich - glaube ich - noch nicht einmal die Haelfte davon effektiv gesungen habe. Die kolumbianische Chordisziplin sieht ganz anders aus als die deutsche, so dass der Chor mehr eine zusaetzliche Moeglichkeit fuer mich darstellt, Spanisch zu sprechen und neue Leute kennenzulernen, was ja auch nicht schlecht ist ;-). Mein Motto momentan ist, soviel sprechen wie moeglich, egal ob ich dabei Fehler mache oder nicht.
Seit Mittwoch ist meine Gastfamilie auf einer Europareise, was bei meinen kolumbianischen Freunden Bestuerzung hervorgerufen hat, weil ich nun alleine im Haus bin. In Kolumbien ist es normal, dass man zuhause wohnt mit Eltern, Geschwistern und Hund. Dass ich in Deutschland alleine gewohnt habe, reagieren hier alle mit grosser Verwunderung. Ein weiterer Unterschied zwischen Kolumbien und Deutschland.
Die groesste Sorge meiner Gastmama Stella ist, dass ich in der Zeit ihrer Abwesenheit nicht genug esse, wobei jeder, der mich kennt, weiss, dass ich 1. gerne esse, 2. nicht wenig und 3. Schokolade nicht vor mir sicher ist ;-), also wird das wohl das kleinste Problem sein, vor allem, weil mein Kuehlschrank bis an den Rand mit kolumbianischen Leckereien gefuellt ist...
viktoria.kempf - 4. Sep, 02:48
Bogotá ist auf den ersten Blick eine laute und hektische Stadt. Es gibt unzählige Hochhäuser und drei Straßen weiter unglaublich viele kleine Häuser, die oft sehr heruntergekommen sind. Es gibt Viertel voller Villen und Slums, in denen die Menschen unglaublich arm und einfach leben. Neben den vielen Bussen und Autos sieht man auch Pferdekutschen, alles in allem ein riesiges Verkehrschaos, in dem die Hupe eines der wichtigsten Teile des Autos ist. Mein Eindruck ist, dass jeder so fährt, wie er will und dies so schnell wie möglich, wenn nicht gerade wieder Stau ist. Trotzdem scheint es zu funktionieren, was mich total erstaunt. Außerdem schnallt man sich nicht an, wenn man im Auto hinten sitzt. Stella und Oscar haben sich köstlich amüsiert, als ich hinten im Wagen saß und mich aus purer Gewohnheit angeschnallt habe. Gerade bei dem Verkehrschaos und dem schlechten Zustand der Straßen glaube ich, dass es umso wichtiger ist, sich anzuschnallen... aber die kolumbianische Mentalität ist anders und es funktioniert auch. Neben vielen kleinen Imbissständen mit Empanadas oder Maiskolben gibt es natürlich auch McDonald´s und Subways, was Oscar als typisch deutsches Essen bezeichnet hat, was ich natuerlich empoert zurueckgewiesen habe...
Insgesamt ist Bogotà eine sehr interessante Stadt, in der es viel zu entdecken gibt, wobei es wichtig ist, zu wissen, an welche Stellen man sich nur bei Tageslicht oder gar nicht begeben darf.
viktoria.kempf - 21. Aug, 04:05
Gleich an meinem ersten Morgen in Bogotá begann für mich das Semester. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Stella und Oscar und dem Hund der Familie, begleitete mich mein Gastbruder zur Universität, um den Stundenplan festzulegen und die Einschreibung zu vollenden. Mein erster Eindruck von Bogotá war, dass die Stadt einfach nur unglaublich groß ist und alle Kolumbianer viel kleiner als ich sind. Mit dem Bus braucht man von unserem Haus bis zur Uni etwa 1 Stunde mit einmal Umsteigen. An der Universität angekommen, machte ich die Bekanntschaft mit kolumbianischer Bürokratie. Weder mein Studentenausweis noch mein Stundenplan waren fertig, die Kurse, in die ich mich schon in Deutschland eingewählt hatte, waren teils voll, teils nicht kompatibel mit anderen Kursen usw. usw. Gut, dass mein Gastbruder dabei war und mir sowohl die Universität zeigte als auch bei der Kursauswahl zur Seite stand. Die zuständige Beraterin war total nett und überhäufte mich mit einem spanischen Wortschwall, von dem ich nur einige Brocken verstand, unter anderem "Bienvenidos a Colombia, bienvenidos a Bogotá". Diese Grußformel ist mir seit meinem ersten Tag von fast jedem Kolumbianer, den ich neu kennengelernt habe, gesagt worden, was zeigt, wie herzlich man hier aus Ausländer aufgenommen wird. Besonders meine Gastfamilie sorgt sich rührend um mich. Von Anfang an bin ich wie eine Tochter von Stella und Oscar umarmt und geherzt worden.
Ab Dienstag, den 3. August begannen für mich dann die Vorlesungen. Die Professoren sind eigentlich alle ganz nett, reden aber furchtbar schnell, so dass es mir oft noch schwerfällt zu folgen. Nach 3 Vorlesungen bin ich erstmal erledigt und setze mich auf die Plaza vor der Universidad del Rosario. Das Stadtbild von Bogotá ist ganz anders als ich es gewöhnt bin. Es gibt zwar Ähnlichkeiten mit italienischen oder spanischen Städten, alles in allem ist es aber eine ganz neue Erfahrung. Genau so, wie ich es mir auch gewünscht habe. Die erste Woche endet mit einem spontanen Salsa-Kurs für mich bei Gustavo, dem besten Freund von meiner Gastmama.
viktoria.kempf - 18. Aug, 01:10
Der Flug von Frankfurt über Madrid nach Bogotá war nicht komplett komplikationslos. Ich weiß noch genau, wie jemand auf der Münsteraner-Abschiedsparty zu mir gesagt hat: "Ohje, nur anderthalb Stunden in Madrid zum Umsteigen, das wird bestimmt knapp!" Zu dieser Zeit habe ich nur gedacht: " Das wird schon, klappt alles!" Nachdem der erste Flug von Frankfurt aus aber schon eine knappe Stunde Verspätung hatte, wurde ich leicht unruhig. Letztendlich blieben mir knappe 20 Minuten zum Umsteigen, in denen ich zunächst planlos mit ausgiebigem Handgepäck und leicht hysterisch den Flughafen in Madrid ablief. Überglücklich fand ich sozusagen in letzter Minute mein Flugzeug nach Bogotá. Nach ungefähr 10 Stunden Flug und komplikationsloser Einreise fand ich auch gleich meine kolumbianische Gastmama Stella, die mich herzlich begrüßte. Auch mein Gastbruder Oscar wartet schon auf mich. Das Einzige, was fehlte, waren meine Koffer. Nachdem Stella mit mir jedoch einen Antrag ausgefüllt hatte, hieß es erstmal Abendessen in Bogotá (McDonald´s am Flughafen) um 22 Uhr (Ortszeit), nach deutscher Zeit 5 Uhr nachts. Ich war einfach nur müde, verstand das meiste, was Stella und Oscar mir erzählten nicht lächelte einfach nur, überglücklich, endlich angekommen zu sein.
viktoria.kempf - 18. Aug, 00:57
Nachdem ich mich nun schon seit 3 Wochen in Bogotá befinde, habe ich nun endlich Zeit, über meine ersten Erfahrungen zu schreiben.
Am ersten August 2010 ist es endlich soweit gewesen, nach langem Hin und Her mit der Universidad del Rosario und dem üblichen Organisations-, Klausuren- und Abschiedspartystress hieß es für mich: Auf nach Bogotá! Ein Jahr Auslandsstudium am anderen Ende der Welt, in einem Land, mit dem man meist hohe Mordraten, Drogen und Straßenkriminalität assoziiert. Der Abschied von meiner Familie und meinen Freunden fiel mir einerseits nicht besonders schwer, weil ich weiß, dass der Kontakt nicht abreißen wird, andererseits blieben meine Augen am Flughafen nicht trocken. Nachdem aber die Sicherheitskontrolle überwunden war, habe ich schon begonnen, mich auf alles Kommende zu freuen.
viktoria.kempf - 18. Aug, 00:48