Montag, 15. November 2010

15. Woche Europaeisches Kartellrecht, Klavier spielen und Nutella

Diese Woche war mal wieder gespickt mit neuen Erfahrungen und vielen Erlebnissen. Am Montag war ich in der Bibliothek Luis Angel Arango und habe dort Klavier gespielt, ungefaehr eine Stunde, ohne Noten auf einem relativ schlechten Kalvier. Aber, Klavier ist Klavier und es war richtig schoen, mal wieder zu spielen. Das werde ich jetzt oefter machen, da die Bibliothek nicht weit von meiner Uni entfernt ist und sogar Noten hat.
Wie mir gerade auffaellt, war diese Woche sehr musikalisch. Mittwoch hatte ich wieder Leistungschor, was mir mit jedem Mal besser gefaellt. Den Messias von Haendel zu singen, ist einfach toll.
Donnerstag habe ich mich mit Katrin getroffen, die hier fuer die naechsten 4 Monate fuer ihre Doktorarbeit forscht. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden und sie hat mir Nutella mitgebracht. Man kann hier zwar auch Nutella kaufen, aber das ist ziemlich teuer und nun erfreue ich mich loeffelweise an der deutschen Nutella.
Freitag war der schoenste Tag der Woche. Schon seit Wochen wusste ich, dass das Mahler Chamber Orchestra nach Bogotá kommen wuerde, um unter anderem das beruehmte Cello-Konzert von Haydn und die 40. Sinfonie von Mozart zu spielen. Ich hatte zwar schon laenger geplant, dahin zu gehen, aber durch die kolumbianische Spontaneitaet noch keine Karten gekauft. Durch einige Verwicklungen war auch bis 19 Uhr freitagabend nicht wirklich klar, ob ich hingehen wuerde. Nach einem spontanen Beschluss bin ich aber um kurz nach 19 Uhr dann aber ins Taxi gesprungen, um das Konzert, das um 20 Uhr beginnen sollte, doch noch zu besuchen. Nach einigen Diskussionen an der Kasse und einem Vermoegen fuer eine Konzertkarte in der vorderen Haelfte des Konzertsaals, war ich die gluecklichste Konzertbesucherin. Die naechsten zwei Wochen sollten noch einmal lernintensiv werden, bevor ich dann in die Semesterferien starte...
kleine Anmerkung noch: Nachdem ich eigentlich schon im September eine Praesentation zum europaeischen Kartellrecht machen sollte, war es letzte Woche dann auch endlich mal soweit. Nach 5 Terminverschiebungen habe ich etwa 15 Minuten mehr oder weniger fliessend ueber das europaeische Kartellrecht gesprochen. Der Professor hat nichts dazu gesagt, meine Kommilitonen waren begeistert, ob vom Thema oder von mir ist fraglich ;-),...

Sonntag, 7. November 2010

14. Woche - Kartoffelpuffer und Suesca

Die 14. Woche ist vorbei und soviel gibt es nicht zu erzählen. Ich habe endlich einen richtigen Chor gefunden. Der Unichor ist zwar nett, aber eher eine zusätzliche Spanischstunde als ein Chor. Nun bin ich in der evangelischen Kantorei und singe beim Messias von Händel mit. Außerdem habe ich diese Woche die 2. Runde an Prüfungen beendet, meinen Sonnenbrand auskuriert und zur Feier des 3-Monatigen mit Bogotá eine Lasagne für meine liebste Gastmama gekocht. Zum Ende der Woche gab es in der kleinen Kneipe der evangelischen Gemeinde Kartoffelpuffer und obwohl Kartoffelpuffer in Deutschland nie zu meinen Lieblingsgerichten gehört hat, war ich natürlich da, um ein bisschen deutsches Heimatgefühl mit Apfelmus und eben Kartoffelpuffern aufleben zu lassen. Ich glaube, ich habe noch nie so gern dieses Gericht gegessen. Ganz nebenbei habe ich noch eine Menge netter Leute kennengelernt und über die deutsch-kolumbianischen Unterschiede philosophiert.
Am Samstag hieß es dann relativ früh "Auf geht´s nach Suesca". Suesca ist ein Dorf etwa eine Stunde von Bogotá entfernt und ideal zum Wandern und Klettern. Ich bin natürlich keine klettergeübte Bergziege, aber ein wenig bin ich geklettert, natürlich mit einigem Herzklopfen. Das Beste war, dass uns irgendwann der Regen überrascht hat und wir erst halb durchnässet (Danke an die impermeable rote hässliche Regenjacke) wieder in Suesca ankamen. Nach einem Mittagessen für ungefähr 2,50 Euro (Suppe, Reis mit Hühnchen, Kartoffeln, Banane und Salat) ging es wieder zurück nach Bogotá.
Am morgigen Sonntag werde ich in der ökumenischen Messe Querflöte spielen und danach wahrscheinlich ins Museum gehen, so genau ist das noch nicht geplant. Wie ihr also sehen könnt, bin ich nach drei Monaten schon etwas kolumbianisiert...

Montag, 1. November 2010

13. Woche in Bogotá - Treffen mit dem kolumbianischen Präsidenten, Prüfungen, Girardot

Die vergangene Woche begann gleich Montag mit einem absoluten Highlight des ganzen Jahres. Ich habe mit dem Chor der Universität die kolumbianische Nationalhymne vor dem Präsidenten und dem Ex-Präsidenten gesungen, eine große Ehre und ein bewegender Augenblick. Ein bisschen geschummelt habe ich mit dem Text, ich war die Einzige, die Noten zum Singen brauchte.
Die beiden Prüfungen letzte Woche waren nicht so gut, wie ich es so einschätze, meistens liege ich mit meiner Einschätzung aber auch gründlich daneben, so dass ich nun einfach mal abwarte, was dabei herauskommt.
Ganz beeindruckt war ich letzte Woche von der Presentación del Colegio de la Integración. Meine Freundin Saray hatte mich eingeladen zu einer Schulvorführung ihrer Schwestern zu gehen. Gut anderthalb Stunden tanzten fast alle Schüler in bunten Kostümen und zu bestimmten Themen über die Bühne. Am besten haben mir die kleinsten Schüler gefallen, die einfach nur so süß waren. Von Donnerstag bis Samstag war ich mit meiner Familie im Landhaus in Girardot (etwa 3 Stunden von Bogotá entfernt). Neben Schwimmbad, Essen und Schlafen stand nicht so viel auf dem Programm. Leider war ich etwas zu lange im Schwimmbad und habe die kolumbianische Sonne unterschätzt, so dass ich nun Sonnenbrand habe und ohne Kamera Skype-Gespräche führe, aber aus Fehlern lernt man bekanntlich bzw. hoffentlich.
Ein weiteres Highlight der Woche war der Besuch in der evangelischen Gemeinde, in der ich am Sonntag Orgel spielen durfte. Das war ein Heimatgefühl, endlich wieder Orgel spielen zu können. Es war unglaublich aufregend, da ich mich in der evangelischen Liturgie nicht so gut auskenne und natürlich nicht meinen Papa dabei hatte, der mir mit seiner beruhigenden Art die Aufregung nimmt. Es hat aber alles in allem ganz gut geklappt. Nach dem Gottesdienst habe ich noch einen aus Deutschland importierten Adventskalender für meine Gastmama gekauft, um ein bisschen deutsches Brauchtum in Bogotá einzuführen.
Heute bin ich genau 3 Monate in Bogotá, eine Zeit, die mir einerseits schon unglaublich lange vorkommt. Wenn ich mir aber vorstelle, dass nun schon ein Viertel meines Jahres vorbei ist, kann ich nur staunen, wie schnell die Zeit vergeht.

12. Woche Bogotá - endlich eine Woche Ferien, Reise nach Medellín

Nun bin ich etwas in Verzug mit meinem Blog geraten durch die vielen Reisen, dennoch möchte ich noch von meiner Ferienwoche berichten. Am Sonntag er 11. Woche habe ich im katholischen deutschen Gottesdienst spontan zusammen mit dem Organisten einige Stücke gespielt, um den neuen Pfarrer zu begrüßen. Nun ist es wahrscheinlicher, dass ich dort auch einmal Orgel spielen darf, worauf ich mich sehr freue. In meiner Ferienwoche habe ich erstmal nicht so viel unternommen und mich mich erholt von dem Unistress. Mittwoch hatte ich ein Vorstellungsgespräch für ein Praktikum im Januar und Donnerstag früh bin ich dann spontan nach Medellín geflogen. Die eigentliche Planung war, dass ich mit Oscar am Freitag im Bus reisen sollte. Aber aufgrund spontaner kolumbianischer Umplanung bin ich dann doch schon Donnerstag geflogen, um zwei Tage mehr in Medellín zu haben. In Medellín habe ich bei Jara, einer guten Freundin von Oscar gewohnt. Da alle mir geraten haben, nicht allein durch Medellín zu spazieren, war ich zuerst im Museum und danach in einem Konzert. Typisch Kulturfreak ;-). Danach war ich mit Jara Kaffeetrinken und Kuchen essen. Freitag habe ich zum ersten Mal in meinem Leben an einem Jägermeisterabend teilgenommen und das ausgerechnet in Kolumbien. Auf dem weiteren Medellín-Programm standen das Museum für Moderne Kunst, ein weiterer Fiesta-Abend und der Besuch der Bibliothek Espana, die mitten in einem Armenviertel errichtet wurde. Das war sehr beeindruckend und eine interessante und neue Erfahrung. Sonntag abend ging es dann für mich zurück nach Bogotá und nachdem ich mich etwa 3 Stunden mit dem Autobussystem in Bogotá verloren habe, kam ich irgendwann sehr glücklich zuhause an, froh wieder zuhause zu sein und ein bisschen traurig, dass die Ferienwoche schon wieder vorbei ist.

Montag, 18. Oktober 2010

11. Woche in Bogotá - Tiefpunkt überwunden

Endlich eine Woche Ferien! Ab morgen habe ich eine ganze Woche frei und kann in Ruhe Bogotá erkunden und einfach mal nichts tun. Die letzte Woche war bisher die härteste und ich bin froh, dass sowohl der Tiefpunkt überwunden ist als auch die (vorerst) letzte Hausarbeit abgegeben ist.
Das Highlight der Woche war mal wieder das Mittagessen mit Mauricio, dieses Mal haben wir Sancocho de Gallina gegessen, eine Art Gemüsesuppe, dazu gibt es viel Hähnchenfleisch, Reis, Avocado und Gemüse. Es war sehr lecker, aber viel zu viel. Trotzdem haben wir es geschafft, noch Nachtisch zu essen. Nachtisch muss einfach sein, besonders wenn er so lecker ist wie hier.

Eine neue Entdeckung in meiner Universität sind die Sofas auf den Fluren, die nachmittags besonders von knutschenden Pärchen genutzt werden. Auf meinen fassungslosen Blick hin, erklärte man mir, dass sei normal. Daraufhin habe ich erstmal erzählt, dass Herr Pro. Oestmann in seiner BGB AT Vorlesung uns Studenten das Küssen verboten hat. Mit dieser Geschichte habe ich mal wieder das gängige Vorurteil, wir Deutschen seien etwas gefühlskalt, bestätigt und viele Lacher geerntet.

Diese Woche habe ich viel Zeit mit Stella verbracht, da sie Nachtschicht hatte und somit tagsüber zuhause war. Am Montag waren wir in der Stadt unterwegs, um einige Dinge zu erledigen. Als sich ein Herr vorgedrängelt hat, habe ich zum ersten Mal einen dermaßen bösen Blick von Stella gesehen, dass ich nur an das deutsche Sprichwort "Wenn Blicke töten könnten..." denken musste. Den besagten Herren hat dies nicht berührt, aber ich musste innerlich doch sehr herzlich lachen, weil dieser Blick einfach sehr einschüchternd war und ich mich an seiner Stelle, glaube ich, in Grund und Boden geschämt hätte. Als sich am Ende der Woche dann ein Herr vor mich drängelte und mich gemustert hat, wie man große (fast) blonde Ausländerinnnen eben hier anschaut, habe ich diesen Blick ebenfalls angewendet und mit Erfolg! Prompt wurde ich von ihm vorgelassen. Somit habe ich diese Woche wieder etwas sehr wichtiges gelernt dank meiner Gastmama.
Die Woche hat für mich sehr gut geendet, 1. war ich am Freitag in der evangelischen Gemeinde, in der ich viel herzlicher aufgenommen wurde als in der katholischen, 2. war ich im Messias-Konzert der evangelischen Kantorei, in der ich hoffentlich demnächst mitsingen werde und 3. habe ich diese Woche Beto als meinen kolumbianischen Bruder adoptiert. Das haben wir ausgiebig gefeiert, in dem Beto einen Kaffee und ich ein Wasser getrunken haben.
Auf in die Ferien und ins Faulsein, meine ersten Ferien seit dem vergangenen Wintersemester!

Sonntag, 10. Oktober 2010

10. Woche in Bogotá - Parlamentsbibliothek, Hausarbeit und Deutsche Messe

Wie gut, dass diese Woche vorbei ist und die Hausarbeit über die Errichtung einer Freihandelszone zwischen Kolumbien und irgendwelchen europäischen Staaten endlich abgegeben ist. Für diese Hausarbeit musste ich sogar in die Parlamentsbibliothek, um heruaszufinden, welche Argumente dafür und dagegen gesprochen haben. Dieser Besuch war durchaus lustig, vor allem weil David mir sehr viel geholfen hat und wir über die deutsch-kolumbianischen Unterschiede philosophiert haben. Besonders deutlich wurde das, als wir einer Zeitschrift einen Artikel über die Ibis-Hotelkette fanden mit einem Fotos des neuen Hotels. Ein, meiner Meinung nach, äußerst häßliches Hochhaus. Dies sagte ich auch zu David, der darauf nur sagt, er fände das Hotel sehr schön und ich befände mich wohl in einem Land, in dem dieses Gebäude als schön gelten würde. Darüber mussten wir beide erstmal herzlich lachen, bevor wir dann noch mehr über die mangelnde Organisation und Ordnung der Bibliothek lachten. Ich kann nur noch einmal betonen, dass diese Hausarbeit mich wirklich einiges gekostet hat und den Facebook-Kommentaren nach zu urteilen, auch meine Kommilitonen schwer beschäftift hat. Am Freitag war ich dann zur Feier der Hausarbeit mit meinen Mädels (Liceth, Maria Mercedes, Erika und Estrella) im Kino und Crepes mit Nutella essen. An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass die Mädels total auf Nutella abfahren und ich allein deshalb schon stolz sein kann, aus Deutschland zu kommen (Deutschland = das Land der Nutella). Der Film mit Julia Robert (eat pray love = auf spanisch comer rezar amar) war auf Englisch mit spanischen Untertiteln, was für mich immer sehr praktisch ist, da ich so alles verstehe und neben spanisch noch ein bisschen englisch lernen kann.
Am Sonntag war ich wieder in der Messer der deutschen Gemeinde, in der ich demnächst Orgel spielen möchte. Leider funktionierte die Orgel nicht, so dass ich weder das vorbereitete Einzugsstück noch den Auszug aus der Kirche spielen konnte. Dafür haben wir sehr schön gesungen. Außerdem haben mich Stella und Enrique (meine kolumbianischen Gasteltern) begleitet, was sehr schön war, auch wenn die beiden nicht so viel verstanden haben. Nun werde ich den Sonntag ausklingen lassen und mich noch mit Freunden zum Kaffee treffen, schließlich muss ich nach den vielen deutschen Skype-Gesprächen noch ein bisschen spanisch üben.

Montag, 4. Oktober 2010

Bogotá-Strategien

Strategie Nr. 1:
Ich nutze jede Taxifahrt, um mein Spanisch zu üben und den Taxifahrer über alles und jeden zuzulabern. Die meisten sind auch total begeistert davon und loben mich jedes Mal, wie toll ich doch spanisch spreche. Kein Wunder, ich erzähle ja immer dieselben Dinge ;-).

Strategie Nr. 2:
Wenn ich ins Taxi einsteige, rufe ich meistens irgendjemanden an, um das Nummernschild durchzugeben und zu sagen, dass ich nun im Taxi bin und dann und dann dort ankomme. So weiß der Taxifahrer, dass mich jemand erwartet.


Strategie Nr. 3:
Die Zeit, die ich im Bus bin, versuche ich immer mit Vokabeln lernen oder etwas fürs Studium lesen zu überbrücken und zu nutzen.

Strategie Nr. 4:
Wenn ich nicht lesen kann, weil ich mal wieder stehen muss, versuche ich niemanden direkt anzuschauen. Die letzten Erfahrungen haben gezeigt, dass sobald ich Menschen in die Augen schaue, sofort angesprochen werde, was nicht immer ungefährlich ist.

Strategie Nr. 5:
In Bogotá stellt man sich am besten seitlich für den Bus an und nicht in einer Schlange, so bekommt man am wahrscheinlichsten einen Sitzplatz. Außerdem darf man keine Scheu zeigen, sondern muss ab und an auch mal die Ellenbogen einsetzen, um sich Platz zu verschaffen.

Strategie Nr. 6:
Wenn ich merke, dass ich angestarrt werde, versuche ich immer, mich möglichst groß zu machen. Ich bin für kolumbianische Verhältnisse ja weit überdurchschnittlich groß.

Strategie Nr. 7:
Meistens versuche ich, wenn ich das inoffizielle Bussystem nutze, mit jemandem mitzufahren, damit ich sicher gehen kann, dass es auch der richtige Bus ist. Ich bin mit diesen Bussen nämlich schon öfters mal woanders gelandet.

Strategie Nr. 8:
Ich benutze die Fußgängerbrücken, seitdem ich gelesen habe, dass man damit das Risiko angefahren zu werden,
um 40 % senken kann :-).

9. Woche Kolumbien - Bandeja Paisa, Ankunft von Stella und Juan José

Die 9. Woche ist vorbei, eine Woche, die mit Stress in der Universität begonnen hat und auch wieder aufgehört hat. Alles fing damit an, dass ich am Montag eigentlich eine Präsentation über das europäische Kartell- und Wettbewerbsrecht der Europäischen Union, im Spanisch abgekürzt mit UE, hätte halten müssen, die der Professor einfach mal um 2 Wochen nach hinten verschoben hat. Also hätte ich mir damit keinen Stress am Wochenende machen müssen. Während der Woche stand dann eine Hausarbeit (6 Seiten) über den Lissabonner Vertrag an, wozu der Professor nur meinte, dass es für mich ja besonders einfach sei, da ich als Deutsche diesen Vertrag in- und auswendig kennen würde ;-). Natürlich kenne ich den Lissabonner Vertrag, aber warum die EU dadurch transparenter ist und welcher Artikel sich darauf bezieht, wusste ich vorher nicht aus dem Gedächtnis. Nun weiß ich es und kann sogar auf Spanisch darüber philosophieren und referieren, also eindeutig ein Lernfortschritt...
Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch in der Deutschen Botschaft, die sich in der Nähe eines großen Einkaufszentrums befindet. Zum Glück kann ich nur sagen, sonst hätte der Taxifahrer nicht annähernd gewusst, wohin er mich fahren soll. Auf die Aussage, dass ich zur Deutschen Botschaft möchte, fragte er mich nämlich nur, ob ich wüsste, wo die denn sei. "Nun ja, da ich erst seit 2 Monaten in Bogotá bin, weiß ich das nur ungefähr", war meine Antwort. Daraufhin antwortete er, dass wir einfach mal losfahren würden und er hoffe, dass wir uns nicht verfahren würden. Letztendlich hat dann aber alles geklappt und nach einem etwa einstündigen Gespräch mit dem Konsul, der mich noch darauf hingewiesen hat, dass ich niemals ein Taxi auf der Straße anhalten dürfte, bin ich erstmal Kuchen kaufen gegangen, um die Ankunft von Stella, meiner kolumbianischen Gastmama, vorzubereiten. Natürlich habe ich auch mein Zimmer aufgeräumt und so dies und das wieder hergerichtet ;-). Donnerstag selbst (Tag der geplanten Ankunft) war ich mittags mit Mauricio, einem Anwalt, den ich auf dem Kongress kennengelernt habe, Bandeja Paisa (sprich: Bandecha Peisa) essen, ein typisch kolumbianisches Gericht mit unglaublich viel Fleisch in allen möglichen Variationen, Reis, Avocado, Spiegelei, Banane und Bohnen. Ich habe zwar länger als Mauricio durchgehalten, aber nicht alles geschafft. Wir waren danach auf jeden Fall erstmal bewegungsunfähig und haben die Mittagspause auf 2 Stunden ausgedehnt und uns lange unterhalten.
Am Abend habe ich ganz gespannt auf die Ankunft von Stella gewartet und währenddessen meine Hausarbeit noch etwas überarbeitet. Leider kam Stella nicht Donnerstag abend und nach einer beinahe durchwachten Nacht, nach der ich schon ziemlich fertig war, bin ich morgens zur Uni gefahren, weil ich meine Hausarbeit abegeben musste. Zum Glück hat mich Stella gegen 8 Uhr auf dem Handy angerufen und wir haben zusammen Heimkehr gefeiert mit Kuchen und zahlreichen Geschenken aus Deutschland von meiner Familie, Paris und Venedig.
Sowohl Freitag als auch Samstag war ich mit Freunden feiern, da ich am Freitag (1. Oktober) genau zwei Monate in Bogotá vollendet habe. Zu diesem Anlass waren wir in der Clubszene unterwegs, in der ich wieder viele neue Leute kennengelernt habe, unter anderem Juan José, dessen Namen ich mir nicht merken konnte. Beim dritten Mal zusammen tanzen, fragte er mich, ob ich noch seinen Namen wüsste. Eigentlich kann ich mir Namen und die dazugehörigen Personen gut merken, aber hier in Kolumbien haben alle 2 Vornamen und 2 Nachnamen, was dann irgendwann zuviel für mich wird. Da aber (fast) alle Männer entweder Juan oder José heißen und (fast) alle Frauen Maria, geht es auch ganz gut mit Raten ;-). Also sagte ich aufs Geratewohl, nach Erwägung meiner 50:50-Chance dass ich es natürlich noch wüsste und dass er Juan heißen würde. Juan José war ganz baff und später fand ich heraus, dass er sogar Juan José heißt und ich in jedem Fall richtig gelegen hätte.
Der letzte Höhepunkt war das Patronatsfest der deutschen Gemeinde am Sonntag, an dem ich den deutschen Botschafter bei Kartoffelsalat und Würstchen kennengelernt habe und beim Bingo 6 deutsche Martinigläser gewonnen habe, einerseits wollte ich lieber die präkolumbianische Vase gewinnen, aber angesichts der Chance auf ein 5l Bierfass, sind Martinigläser vielleicht doch nicht so schlecht...

Sonntag, 26. September 2010

8. Woche in Bogotá

Heute bin ich genau 8 Wochen in Bogotá, einerseits eine Zeit, die unglaublich schnell vergangen ist, andererseits sind 8 Wochen aber auch irgendwie eine lange Zeit und wenn ich zurückblicke, wieviel ich in dieser Zeit gelernt habe, dann bin ich wirklich erstaunt, wie wenig ich am Anfang verstanden habe und wie groß der Unterschied ist. Man entwickelt ja gewisse Strategien, um zu verbergen, dass man nicht genau weiß, von was gerade die Rede ist. Meine Strategie war es oft, einfach zu lachen, wenn alle lachen und "Jaja,..." zu sagen, was meistens auch ausgereicht hat ;-).
Was nach 8 Wochen nach wie vor ein bisschen schwierig ist, ist Telefonieren, wobei auch das schon besser geworden ist.
Eine weitere Strategie ist die "Wiki-Strategie", die darin besteht, verschiedene Begriffe aus dem Studium oder aus dem Alltag zuerst auf Spanisch bei Wikipedia nachzulesen, um sie dann auf Deutsch und dann noch einmal auf Spanisch zu recherchieren, damit ich auch absolut sicher bin, dass ich alles verstanden habe. Wikipedia ist dafür sehr praktisch und bietet zumindest einen Überblick über die verschiedenen Themengebiete, wenn auch nicht immer fundierte Informationen, die man für ein Studium braucht.
Diese Woche habe ich meine vorerst letzte Prüfung hier in Kolumbien gehabt und meine 12-seitige (!) Hausarbeit abgegeben, mit der ich eine Prüfung ersetzen durfte. Natürlich stehen jetzt noch 2 Hausarbeiten und 2 Referate an, damit es nicht langweilig wird...
Der Höhepunkt der Woche war der Samstag. Nachdem ich schön ausgeschlafen und gefrühstückt hatte, habe ich mit meiner Familie geskypt und ein bisschen was für die Uni getan, getreu nach dem Motto "Kontinuität ist das Wichtigste", nach dem die Uni hier organisiert zu sein scheint. Außerdem war ich mit Diana in Santafé, ein riesiges Einkaufszentrum ein paar Straßen weiter, und habe kräftig die Wirtschaft unterstützt. Während Diana sämtliche Läden verschmäht hat und nichts ihren Anforderungen gerecht wurde, war ich spätestens bei Bershka und Stradivarius restlos verloren und begeistert am Anprobieren von unzähligen Kleidungsstücken ;-). Anschließend habe ich Diana noch mit dem vielen Fleisch aus meinem Kühlschrank versorgt und mit der vielen Schokolade, die ich zum Geburtstag bekommen habe und unmöglich allein essen kann.
Ein sehr erfolgreicher Tag, wenn man von meinem neuesten Abenteuer absieht, dass darin bestand, dass ich mit Falschgeld bezahlen wollte, wobei ich natürlich vorher nicht wusste, dass ich Falschgeld besitze. Als die Verkäuferin mir gesagt hat, dass ich damit nicht bezahlen kann, weil es sich um Falschgeld handelt, war ich natürlich erstmal geschockt und habe mich schon halb im kolumbianischen Gefängnis bei Wasser und Brot für die nächsten 10 Jahre gesehen ;-). War aber alles nicht schlimm, ich habe mit einem anderen Geldschein bezahlt und alles war erledigt. Diana hat mir anschließend erstmal erklärt, auf was ich bei Geldscheinen achten muss, damit mir so etwas nicht noch einmal passiert. Somit auch diese Woche wieder ein kolumbianisches Abenteuer und weiteren neuen Erkenntnissen :-)...
Noch eine Woche, dann kommt meine kolumbianische Gastmama Stella wieder, worauf ich mich schon sehr freue nach 4 Wochen ohne mütterlicher Fürsorge :-).

Mittwoch, 22. September 2010

Kolumbianische (Un)Puenktlichkeit

Zuerst möchte ich mit dem gängigsten aller Vorurteile aufräumen. In Deutschland haben mir alle gesagt, dass ich keinen Spaß in Kolumbien haben werde mit meiner Überpünktlichkeit und meiner geringen Toleranz mit allen Menschen, die zu spät kommen. Alle haben mir geraten, mich darauf einzustellen, dass hier in Kolumbien alle unpünktlich sind und zwar nicht nur 10 Minuten sondern mindestens eine halbe Stunde. Nun, ich kann Euch nur sagen, dass dem meistens nicht so ist. Bisher waren Stella und Oscar immer pünktlich, wenn wir abgemacht haben, um 8 zu frühstücken, dann gab es um 8 Uhr Frühstück. Natürlich ist hier manches spontaner als in Deutschland, so habe ich bis jetzt meine Ferienwoche nicht komplett durchgeplant, wie ich es sonst machen würde, sondern schaue jeden Tag, auf was ich so Lust habe. Auch meine Freunde sind superpünktlich, wenn wir uns uns um 20 Uhr am Kino oder im Einkaufszentrum oder der Partyzone verabredet haben, dann sind sie meistens schon vor mir da.
Das Einzige, was mich bisher an kolumbianischer Unpünktlichkeit voll erwischt hat, war beim Abschlussfest des Anwaltskongresses am Meer und bei meiner Rückkehr nach Bogotá. Das Abschlussfest sollte um 19 Uhr beginnen. Ich hatte mich vorher etwas hingelegt und bin um viertel vor sieben aufgewacht. Nachdem ich mich dann in aller Eile fertiggemacht hatte und um viertel vor acht im Saal ankam, war ich mit die Erste, wobei ich natürlich davon ausgegangen bin, die Letzte zu sein.
Bei meiner Rückkehr nach Bogotá musste ich mehr als eine Stunde auf meinen Taxifahrer warten, dem ich zuvor genau gesagt hatte, wann ich ankommen würde und sogar mein Flugticket gezeigt hatte, um sicherzugehen, dass er mich auch verstanden hatte. Als ich ihn anrief, meinte er, er sei in einem "ratiko" (Verniedlichung des Wortes rato = Moment) da. Aus diesem Momentchen wurde mehr als eine Stunde. Ein weiteres Wort, an dessen Bedeutung ich mich erst gewöhnen musste, ist "ahorita" (ahora heißt jetzt, wieder eine Verniedlichung). Wir sehen uns "ahorita" kann alles bedeuten, von 5 Minuten bis 1 Stunde, vielleicht auch erst heute abend oder morgen oder in 2 Wochen. Als ich dieses Wort zum ersten Mal gehört habe, bin ich davon ausgegangen, dass eine Verniedlichung von jetzt kürzer sein müsste als jetzt. Dem ist hier nicht so. Die Bedeutung von ahorita ist sehr dehnbar, wie ich mittlerweile gelernt habe.
Mittlerweile benutze ich diese Wort schon selbst, wenn ich eine unbestimmte Zeitspanne ausdrücken möchte, ich bin also schon etwas kolumbianisiert, wie meine Freunde es stets auszudrücken pflegen.

7. Woche - Ausflug ans Meer

Nun ist schon die 7. Woche vorbei und ich wundere mich, wie schnell die Zeit hier vergeht. Die letzte Woche war besonders schoen, erstens weil ich Geburtstag hatte und zweitens weil ich am Meer war.
Von meinem Geburtstag gibt es nicht so viel zu berichten, weil ich ausgerechnet am Dienstag eine Pruefung hatte und dementsprechend viel lernen musste. Ich wurde aber spontan von meinen Freunden hier zu einem besonders ueppigen kolumbianischen Fruehstueck eingeladen, was fuer mich das 2. Fruehstueck war weil ich immer zuhause fruehstuecke, da ich die Bsufahrt sonst nicht ueberstehe. Meine Einwaende, dass es viel zu viel sei und ich schon gefruehstueckt haette, wurden gnadenlos ueberhoert. Wenigstens konnte ich mich gegen den kolumbianischen Brauch, den Kaese stueckchenweise in die heisse Schokolade zu broeseln wehren. Mit meinem Gesichtsausdruck der Verwunderung, Ueberraschung und groesstem Unbehagen habe ich mal wieder grosse Erheiterung hervorgerufen. Nach vielen Glueckwuenschen per Skype, musste ich leider fuer meine Pruefung lernen und so blieb nur noch Zeit fuer ein italienisches Geburtstagsabendessen mit meiner kolumbianischen Ersatzmama Ursula, die sich total lieb um mich kuemmert, waehrend meine kolumbianische Familie in Europa auf Reisen ist.
Komisch war, dass dies der erste Geburtstag ohne meinen geliebten Zwillingsbruder Fredrik war und wir nicht skypen konnten, weil Fredrik ein Seminar hatte. Ich habe ihm aber eine lustig-verrueckte Mailbox-Nachricht hinterlassen, ueber die er sich hoffentlich sehr gefreut hat. Leider haben wir nicht besonders viel Kontakt, da wir immer abwechselnd sehr beschaeftigt sind.
Nach ueberstandener Pruefung am Dienstag und Hausarbeit schreiben am Mittwoch ging es am Donnerstag aeusserst frueh fuer mich ans Meer nach Santa Marta. Schon mit der Ankunft war ich total entspannt. Nach einem kurzen Willkommensdrink, einem Geschenk (T-Shirt mit Aufschrift des Hotels) und einem ausgiebigen Strandspaziergang, beschloss ich, einfach faul im Schatten der Palmen zu liegen und die freie Zeit zu geniessen. Gegen Mittag kamen dann auch meine Freunde an und nach einem kurzen Tripp nach Santa Marta inclusive Besichtigung der Kathedrale, begann auch schon der Kongress der "Abogados Rosaristas" (Kongress der Anwaelte der Rosario Universitaet). Von dem Kongress haben wir alle nicht so viel mitgenommen, 1. weil wir meistens zu muede waren, nachdem wir saemtliche Naechte quasi durchgemacht haben, 2. weil das Thema besonders fuer mich ziemlich kompliziert war und 3. weil wir meistens nur die Zeit bis zum naechsten Essen gezaehlt haben. Das Beste an diesem Kongress war, dass nur halbtags Vortraege waren und der Rest Freizeit. Somit blieb viel Zeit zum Schwimmen im Meer und Entspannen. Das Meer hier ist unglaublich warm, so dass meine Freunde nicht verstehen konnten, warum ich schwimmen wollte. Hier scheint es Brauch zu sein, sich einfach ins Meer zu setzen und sich zu unterhalten. Mir war das Meer ein bisschen zu warm, womit ich natuerlich auf kolumbianischen Widerspruch gestossen bin. Natuerlich habe ich das kalte Meer Deutschlands vehement verteidigt ;-). Nach einem richtig schoenen Wochenende, was natuerlich viel zu schnell vorbeigegangen ist, bin ich Sonntag abend in Bogotá am Flughafen angekommen. Niemand hat auf mich gewartet, es hat geregnet und kalt war es auch. Ausgerechnet in diesem Moment habe ich mit kolumbianischer Puenktlichkeit erste schlechte Erfahrungen gemacht, das ist aber eine andere Geschichte und wird erst demnaechst erzaehlt...

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