Donnerstag, 5. Mai 2011

Facebook-Panik und Chorprofessorin

Letzte Woche wurde einmal mehr bewiesen, wie "abhaengig" die Kolumbianer von facebook sind. Eine einzige Person stellte als Statusmeldung online, dass sie fuer ein Fach lernen wuerde und sofort gingen alle davon aus, dass am naechsten Tag die Pruefung sein und fingen panisch an zu lernen und zu fragen, was denn nun dran kaeme. Am anderen Tag im Unterricht war von Pruefung natuerlich keine Rede und wir waren etwas erleichtert, hatte doch niemand wirklich gelernt.
Zum Ende der Woche bin ich vom einfachen Chormitglied des Unichores aufgestiegen zur Dirigentenvertretung der Donnerstags-Probe (aber nur fuer diese Woche). Als ich dann in der Sakristei nach dem Schluessel gefragt habe, wurde ich sofort mit Frau Profesora an gesprochen, wobei das Wort profesor hier soviel wie Lehrer bedeutet, und wie sehr man sich darueber freue, dass ich nun den Chor leiten wuerde. In der Chorprobe selbst habe ich natuerlich versucht, so viel wie moeglich deutsche Disziplin zu vermitteln, aber mit der Puenktlichkeit haben es die Kolumbianer tatsaechlich nicht so, wobei es auch immer ein paar gibt, die sehr puenktlich sind. Man kann also nicht alle ueber einen Kamm scheren. Nach einer wirklich langen Probe waren aber alle sehr zufrieden, auch wenn ich zugegebenermassen manchmal vielleicht etwas zu streng war ;-).
Eine weitere schoene Begebenheit der letzten Woche ist, dass ich mich Samstag nachmittag mit Saray getroffen habe, spontan lud ich mich zu ihr nach Hause nach und wir sind mit einer Buseta in den Sueden gefahren, wo Saray wohnt.
Zuhause wurde ich so liebevoll empfangen, als waere ich eine Tochter. Wir schauten den Film Noches de encanto mit Cher und Christian Aguilera und haben heisse Schokolade getrunken und dazu Kaese gegessen, eine typische Mahlzeit die dem deutschen Kaffeetrinken entspricht. Spaeter bin ich dann nach Hause gefahren vom Sueden in den Norden und habe mich gefreut ueber einen weiteren schoenen Tag in Bogotá.

Montag, 25. April 2011

Das kolumbianische Handy-Phänomen

Ich möchte mich eigentlich nicht über die Kolumbianer beschweren, das gleich zu Beginn. Es sind nämlich nur ein paar Kleinigkeiten, die ich hier wohl nie verstehen werde und auch nicht verstehen will.
So zum Beispiel, das von mir benannte Handy-Phänomen. Es ist nicht nur so, dass viele Kolumbianer ein Black-Berry besitzen und auch während eines Gesprächs damit herumhantieren, nein, das ist noch längst nicht alles. Es beginnt damit, dass sie damit in einem Ohr Musik hören und sich angeblich mit dem anderen Ohr wunderbar auf ein Gespräch konzentrieren können. Wozu hat man auch zwei Ohren?!
Weiter geht es damit, dass man per Black Berry auch während einer Vorlesung mit seinem Sitznachbarn chatten kann oder aller Welt mitteilen kann, dass man sich gerade langweilt. Leider ist das Black Berry auch bei unseren Professoren beliebt, die zwar während der Vorlesung weitaus weniger dazu greifen als Studenten, aber es kommt dennoch vor, was mir unglaublich erscheint.
Der Höhepunkt des Handy-Phänomens findet jedoch vorzugsweise während einer Messe oder in einem Konzert statt. So schoß eine kolumbianische Dame letzte Woche meiner Meinung nach absolut den Vogel ab. Wir saßen in einem Konzert und ein Kammerchor sang gerade eine Palestrina-Messe während ihr Handy, was natürlich nicht auf lautlos gestellt war klingelte, was an sich ja auch schon schlimm und peinlich genug ist. Das allein genügte jedoch nicht, das besagte Dame natürlich den Anruf auch noch beantwortete, dass sie gerade beschäftigt sei und in einem Konzert und dass man doch später telefonieren könnte. Die um sie herum ertönenden Aufforderungen zum Auflegen, ignorierte sie ziemlich gekonnt.
Zugegebenermaßen ist das auch nicht normal in Kolumbien, dass man den Anruf beantwortet, es kommt aber schon sehr häufig vor, dass Handys klingeln, während der Vorlesung, während der Messe und während Konzerten...
Eine weitere Auspärungn des Handy-Phänomens ist, dass man sich, wenn man sich treffen will, wenigstens dreimal anruft vorher, 1. wenn man aus dem Haus geht, 2. wenn man ankommt und 3. wenn man sich trotz vorher abgemachten Ortes nicht findet. Außerdem fragt man auch immer zuerst, wie es dem anderen geht und beginnt nicht gleich mit "wo bist Du? oder "ich verspäte mich" ein kurzes "Cómo estás?" (Wie geht´s Dir) ist unumgänglich. Das ist natürlich nicht so praktisch, wenn man nur wenig Geld auf seiner Handykarte hat.
Um noch kurz eine praktische Seite zu erwähnen, muss ich von den vielen Handyständen erzählen, die man überall findet und von denen aus man ebenfalls anrufen kann, in Kolumbien gibt es nämlich nur wenige Telefonzellen (ich glaube sogar, ich habe noch keine gesehen,...). Vielmehr gibt es überall eben diese Handystände, bei denen die Handys meistens mit einer Schnur festgekettet sind und zu denen Matthias nur bemerkte, dass schnurloses Telefonieren eben in Kolumbien somit ada absurdum geführt wird ;-).

Osternacht in Kolumbien

Gestern war ich in der Osternacht, die 3 Stunden dauerte, was mich etwas überraschte, da die bisherigen deutschen Osternächte doch etwas kürzer sind.
Wir kamen also so gegen halb acht in die Kirche und es war schon so voll, dass wir nur Sitzplätze weit auseinander bekamen, nichts sahen und Natalia Stühle aus ihrer Wohnung holte, um sich setzen zu können. Ich wurde von ihr perfekt ausgestattet, mit einem Ausdruck aller 7 Lesungen auf spanisch mit deutscher Übersetzung, einem Buch für sämtliche spanischen Gebete und einer Kerze. Vor der Osternacht lernte ich auch den Priester kennen, der ausgesprochen hübsch war und dessen Parfum nicht nur Natalia gefiel ;-). Daraufhin erklärte ich ihr, dass in Deutschland die Priester sich nicht zur Begrüßung mit jedem Gemeindemitglied umarmen würden und auch nicht zum Friedensgruß, was natürlich Erstaunen hervorrief. Zur Vorbereitung der Osternacht, übten wir verschiedene Lieder ein. Was für mich als Notenabhängige hier immer etwas schwierig ist, weil es weder ein richtiges Liedblatt noch Noten gibt. Die Messe begann also mit der Segnung des Osterfeuers, die per Videokamera (!) in die Kirche übertragen wurde. Bei so vielen Menschen und so wenigen Stühlen wäre ein Verlassen der Kirche aber auch nicht möglich gewesen ohne anschließenden Kampf um die Sitzplätze. Beim Einzug in die Kirche erschienen aber alle schon so fröhlich und klatschten, dass die Auferstehung für mein Gefühl etwas vorverlegt war. Die 7 Lesungen und Lieder verliefen ohne nennenswerte Vorkommnisse, bis auf die Tatsache, dass trotz mehrfacher Aufforderung zum Ausschalten aller Handys, immer noch mehrere Personen per Black Berry im Chat unterwegs waren oder SMS geschrieben haben, ein (leider) typisches kolumbianisches Phänomen.
Ich glaube, ich habe noch nie einen Gottesdienst erlebt mit soviel Applaus und soviel Auferstehungsfreude. Besonders zum Friedensgruß und zu den einzelnen Liedern wurde die kolumbianische Herzlichkeit und Freude sichtbar. Dazu im starken Kontrast stand ein kleiner Streit, welches nun die richtige Schlange für die Kommunion sei und wer wen vorlassen müsste.
Insgesamt hat mir die kolumbianische Osternacht sehr gut gefallen, nicht weil alles perfekt durchorganisiert war, sondern vielmehr dadurch, dass alle mit dem Herzen dabei waren (abgesehen von den Handykandidaten ;-)...).

Montag, 18. April 2011

Zunge und Chauffeur

Die letzte Woche war mal wieder sehr ereignisreich. Alles fing mit einer Einladung von Ana Maria zum Essen an, die ich natürlich annahm und über die ich mich sehr freute. Ich wurde natürlich dazu verpflichtet, etwas typisches zu essen. Also gab es Sopa de Menudencias (die Suppe, die ich in Tunja auch gegessen habe) und danach Rinderzunge. Ich war sehr erstaunt, wie groß so eine Rinderzunge ist und der Geschmack war auch sehr interessant, so dass ich ein bisschen was übrigließ, um mich vollkommen auf den superleckeren Nachtisch zu konzentrieren.
Am Montag wurde ich von Daniel, einem Freund aus mehreren Vorlesungen, fast nach Hause gefahren (ich ließ mich dann doch woanders absetzen, weil "zuhause" ja sehr sehr im Norden ist und für jeden immer einen rieisigen Umweg bedeutet). Um genauer zu sein, wurde ich auch nicht von ihm gefahren, sondern vom Fahrer seines Vaters, der Richter bei einem hohen Gericht hier in Kolumbien ist und einen eigenen Fahrer hat. Fragt mich bitte nicht, nach der Marke oder nach dem Typ des Wagens, das einzige was ich weiß ist, dass es ein silbergraues Auto war und nicht gerade klein^^. So fing also meine Woche sehr entspannt an, statt eineinhalb Stunden Buseta oder Transmilenio, Auto und sehr nette Begleitung, auch wenn Daniel überhaupt nicht abzulenken war von seiner eben geschriebenen Verwaltungsrechtsklausur.
Während der Woche gab es noch so dies und das. Was ich hier aber noch erzählen möchte, ist, dass ich Freitag mit zwei Professoren frühstücken war, einer davon mein Lieblingsprofessor, der mir immer weiterhilft und dessen Büro laut eigener Aussage, "tu casa" (mein Zuhause) ist. Mal sehen, ob ich es in Münster auch mal schaffe, mit zwei Professoren frühstücken zu gehen ;-).

Donnerstag, 7. April 2011

Diese Woche gleich zwei Highlights

Zum Ausgleich der letzten Peinlichkeitswoche, freue ich mich diese Woche gleich ueber zwei Dinge.
1. Habe ich vor zwei Tagen bemerkt, dass die Loecher in unserer Strasse ausgebessert wurden, dadurch musste man mit dem Auto immer Zickzack fahren und besonders die Taxifahrer darauf hinweisen. Man sieht zwar, dass diese Ausbesserung hoechstens ein Jahr halten wird, aber immerhin sind sie vorerst beseitigt.
2. Gestern bin ich wieder Buseta gefahren und durfte mich zum ersten Mal vorne zum Fahrer setzen, was natuerlich nicht so spannend wie ein Flugzeugcockpit ist, aber es war trotzdem cool. Der Fahrer, der grosse Aehnlichkeit mit Jack Nicholson hatte, war sehr nett und da ich in der 39. Strasse eingestiegen bin und bis zur 127. Strasse musste, hatten wir auch genuegend Zeit, um zu plaudern. So habe ich erfahren, dass Edgar aus Tolima (einem Departamento Kolumbiens) kommt, schon 25 Jahre Buseta faehrt und noch nie eine Deutsche kennengelernt hat und nur sehr selten den Beifahrerplatz zur Verfuegung stellt. Es war ziemlich lustig, weil er mich fragte, wie mir Kolumbien gefallen wuerde, eine Frage, die mir bestimmt zum tausendsten Mal gestellt wurde und auf die ich natuerlich geduldig all das geantwortet habe, was ich sonst auch immer sage. In der 79. Strasse stieg dann noch ein Cousin von Edgar ein, der sich auch mit nach vorne setzen durfte. Als ich mich in der 127. Strasse verabschiedete, waren wir natuerlich alle traurig und beide winkten mir zum Abschied noch einmal zu. Den Beifahrerplatz kann ich uebrigens nur empfehlen, man hat so etwas aehnliches wie einen Sicherheitsgurt und Beinfreiheit :-)... und das alles fuer nur 1.400 kolumbianische Pesos (umgerechnet ca. 60 Cent).

Montag, 4. April 2011

Gleich zwei peinliche Erlebnisse in einer Woche

Die vergangene Woche kann man wirklich unter das Motto "Fettnäpfchen" stellen. Gleich zwei Erlebnisse waren mir so peinlich, dass ich sicherlich Ähnlichkeit mit einer Tomate angenommen habe.
Das erste Geschehnis ereilte mich am Dienstag in der Vorbereitungsklasse für Moot Courts. Es ging um den Gruß an die Richter des Interamerikanischen Gerichtshof und die übrigen Repräsentanten, die bei den Verhandlungen anwesend sind. Nachdem ich diesen Gruß ganz gut auf Spanisch absolviert hatte, wurde ich aufgefordert alles noch einmal auf deutsch zu sagen, was mir vorher nicht schwer erschien. Als ich jedoch anfing, war schnell klar, dass es auf deutsch viel schlechter klappte als auf spanisch. Schon "Interamerikanischer Gerichtshof für Menschenrechte" erschien mir beinahe unausprechbar natürlich zur Erheiterung der gesamten Klasse. Natürlich verstand niemand ein Wort, von dem was ich sagte, ich hätte also auch vom Pferd erzählen können. Aber meinem ungeschickten Gestottere war es sehr eindeutig zu entnehmen, dass es mir keineswegs leichter fiel. Immerhin war es eine Unterrichtsstunde ohne Professoren, so dass sich die Blamage noch in Grenzen hält.
Ganz anders mein Erlebnis vom Mittwoch. Mittwochs ist es immer sehr wichtig, gut gekleidet und pünktlich zu sein, habe ich doch aus Spaß eine Art Benimmklasse (Etikette und Protokoll) belegt. Auf dem Weg zur Klasse entdeckte ich einen Zettel an der Tür, der darauf hinwies, dass irgendetwas ausfallen würde. Ich hatte den Zettel nur überflogen und verließ mich auf meine Kameraden, die mir mitteilten, es gäbe heute keinen Unterricht. Daraufhin begann ich vor lauter Freude über mehr Freizeit, einen Freudentanz auf dem Flur mit frohem Gesichtsausdruck und entsprechender Gestik und lauten Freudesäußerungen. Leider hatte ich vorher nicht bemerkt, dass unsere Professorin genau hinter mir stand und sich entrüstete, dass ich mich so freute. Welch ein Glück, dass mir genau ein solches Ereignis mit der Professorin dieses Kurses passiert. Nach der Klasse ging ich kleinlaut zu ihr und entschuldigte mich, worauf sie nur lachte und meinte, sie sei auch mal Studentin gewesen und wüsste, wie sehr man sich über eine Pause freute, egal, welcher Kurs es sei. Ihr könnt euch vorstellen, welch ein Stein mir vom Herzen fiel... ;-)

Sonntag, 3. April 2011

8 Monate Bogotá, Kolumbien und Lateinamerika

Unglaublich, dass schon 8 Monate vorbei sind. Die Frage ist, was sich alles in diesen 8 Monaten verändert hat. Ganz klar kann ich sagen, dass ich nun viel gelassener mit Unpünktlichkeit umgehe (was natürlich nur für Kolumbien gilt, in Deutschland erwarte ich weiterhin Pünktlichkeit ;.)...).
Ich habe gelernt, Spanisch zu sprechen und auch auf spanisch zu telefonieren, was ich mittlerweile gut beherrsche, wenn ich nicht gerade mitten in einer Disko stehe. Am Anfang war ich immer etwas erschrocken, wenn ich mit "Hola, cómo estás?" (Hallo, wie gehts Dir?) angesprochen wurde, weil ich dachte, ich müsste darauf ausführlich antworten, wie es mir geht usw. Bis ich begriffen habe, dass es mehr eine Art Gruß ist, der nur mit "Bien" (ok, gut,...) beantwortet wird. Mittlerweile bin ich fast beleidigt, wenn man mich nicht mit "hola, cómo estás" begrüßt so sehr habe ich mich daran gewöhnt.
Im Bus- und Transmilenio-Fahren bin ich ein alter Hase ;-) und auch das Straßensystem Bogotás habe ich voll erfasst.
Was mir nach wie vor Schwierigkeiten bereitet ist das viele Fleisch, was man in Kolumbien kaum umgehen kann. Ich glaube in den bisherigen 8 Monaten habe ich soviel Fleisch gegessen wie sonst in 5 Jahren, was unter anderem auch an meiner lieben Gastmutter liegt, die mich perfekt versorgt, sei es mit Frühstück, Süßigkeiten oder eben Fleisch. Wir zwei sind zu einem guten Team geworden und können uns gut unterhalten, da ich nun auch alles verstehe und entsprechend antworten kann (am Anfang war es wohl mehr ein Monolog als ein Dialog).

Trotz mancher Kleinigkeiten begeistert mich die kolumbianische Kultur jeden Tag. Ich liebe die vielen verschiedenen Früchte und Fruchtsäfte, heiße Schokolade mit Käse, Obstsalat mit Käse und sogar das süße Brot esse ich ab und an gerne, auch wenn ich natürlich das deutsche Vollkornbrot vermisse.
An Umarmung und Küsschen zur Begrüßung habe ich mich sehr gut gewöhnt, ob Freunde, Professoren, Studenten, Rektor der Uni oder auch nur (gute) Bekannte, ich umarme die gesamte Uni und grüße alle, auch die, deren Namen ich manchmal nicht mehr weiß und die dann zur Not alle Juan, José oder María heißen (die häufigsten Namen in Kolumbien). Natürlich muss man meinen BLOG mit etwas Augenzwinkern und Humor lesen und darf nicht jedes Wort ernst nehmen. Ich möchte auf lustige Art und Weise meine Zeit hier schildern.
Ganz nach kolumbianischer Planung und Organisation habe ich gelernt, manchmal einfach weniger zu planen, womit man oft genauso gut fährt, wenn nicht noch besser. Besonders mein Zwillingsbruder wird sich freuen, dass ich gelassener in dieser Hinsicht geworden bin, hat Kolumbien dies doch in 8 Monaten geschafft, was er davor schon 22 Jahre versucht hat ;-).
Nun bleiben mir noch 9 Wochen Kolumbien und 6 Wochen zum Reisen (Argentinien, Chile, Südperu), dann heißt es schweren Herzens Abschied nehmen von einem Land, dessen Menschen ich so lieb gewonnen habe. Gleichzeitig heißt es jedoch auch, Familie und Freunde wiederzusehen, worauf ich mich unglaublich freue.

Samstag, 2. April 2011

Reise in die Kaffeezone und neue Erkenntnisse über kolumbianische Beziehungen

Vor zwei Wochen (wie man merkt bin ich etwas im Verzug mit meinem Blog) war ich mit Jorge auf Reisen in der Kaffeezone, eine der schönsten Gegenden Kolumbiens. Jorge war besonders aufgeregt, da es seine erste Busreise war. Nach einem Frühstück in Jorges Wohnung wurde es dann auch etwas knapp und wir mussten zum Busbahnhof spurten. Diese Strecke kam Jorge schon etwa so lang und anstrengend wie ein Marathon vor und letztendlich war unser Sprint (wenn man das so bezeichnen kann, Jorge ich Raucher und ich auch keine Leistungssportlerin) umsonst, da der Bus eine halbe Stunde später abfuhr. Bei Bügelmusik (laut Jorge waren die Texte unerträglich) und lustigen Plaudereien vertrieben wir uns die Zeit im Bus. Eigentlich wollte ich auch schlafen, aber Jorge ließ mich nicht in Ruhe und fing immer wieder von neuem an, Sachen zu erzählen. Ganz besonders aktuell war seine Freundin, die er auch alle 2-3 Stunden anrufen musste, um keinen Ärger zu bekommen, und die wir daraufhin, "la intensa" (die Aufdringliche) tauften. Besonders inhaltsreich waren die Gespräche meistens nicht, die sich im Prinzip nur darum drehten, was man gerade machte, die letzen beiden Stunden gemacht hatte und die nächsten beiden Stunden machen würde. Ich ließ natürlich keine Gelegenheit aus, um mich darüber zu amüsieren... ;-).
Nach ungefähr 10 Stunden Busfahrt kamen wir in Pereira an, einer ganz schönen Stadt mitten in der Kaffeezone an und wurden gleich von Jorges Onkel William und seiner zukünftigen Ehefrau Sandra empfangen. Am nächsten Tag erkundeten wir Cartago, die Kleinstadt, in der wir wohnten, und die heißen Quellen von Santa Rosa. Dort badeten wir auch in einem Wasserfall, ein unglaubliches Erlebnis. Natürlich war ich etwas schreckhaft und meinte, Seeungeheuer zu sehen, worüber Jorge sich seinerseits sehr amüsierte, machte es ihm doch das ganze Wochenende über Spaß, mich zu erschrecken und so mein Herzinfarktrisiko weiter zu erhöhen.
Am Sonntag und am Montag besuchten wir den Parque Nacional de Café und Panaca, einen Tierpark mit verschiedenen Shows. Insgesamt war es ein sehr entspanntes Wochenende, mal abgesehen vom Kanopee (man wird mit Sicherheitsgurt über ein 200m hohes Seilsystem einmal durch den kompletten Park "gefahren") in Panaca und Wasserfall-Bad. Am Montag abend, als wir mit gepackten Rucksäcken vor dem Haus von Jorges Onkel standen, seufzten wir beide zeitgleich, lag doch ein so schönes Wochenende schon hinter uns und eine lange Busfahrt zurück nach Bogotá zu Studium, Stress und Stau vor uns. Diesmal nahm Jorge jedoch Schlaftabletten und nach einer kurzen Flash-Phase und dem hundertsten Gespräch mit "La Intensa" schliefen wir schließlich durch bis wir am nächsten Morgen in Bogotá ankamen.

Freitag, 18. März 2011

Vorfreude ist die schönste Freude

Diese Woche war ich mit ein paar Freunden aus der Universität spontan Mittag essen in der Candelaria, dem ältesten Viertel Bogotás. Unser Restaurant hieß auch "Candelaria" und dort gibt es neben vor allem die typischen kolumbianischen Gerichte, wie zum Beispiel Bandeja Paisa (verschiedene Fleischsorten mit Reis, Avocado, Spiegelei und Maispfannkuchen) und Ajicao (Kartoffelsuppe mit Hähnchen, Reis und Avocado), von denen keines vegetarisch ist. Natürlich konnte ich also meinen Fastenvorsatz nicht durchhalten. Was jedoch viel wichtiger als dieses Detail ist, ist die Tatsache, dass wir irgendwie auf Unterschiede zwischen Kolumbien und Deutschland zu sprechen kamen. Dabei erwähnte ich, dass ich es sehr liebe manche Dinge schon im Voraus zu planen. Zum Beispiel meine Argentinien-Chile-Reise. Schon jetzt plane ich, was ich alles anschauen möchte, schaue nach Flügen, Hostels usw. usw. Entgeistert blickten mich meine Freunde an und sagten mir, dass man das meiste doch auch vor Ort machen könne. Worauf ich erwiderte, dass das eben Teil meiner Vorfreude sei. Dabei stellten wir fest, dass das Wort Vorfreude nicht wirklich als solches verwendet wird und man in Kolumbien meist eh nicht so lange im Voraus plant. Ein kolumbianisches Sprichwort sagt sogar, dass der Plan der beste ist, den man nicht macht und dass die besten Dinge sich ohne Plan ereignen. Das mag manchmal stimmen, ich bleibe jedoch auch bei dem deutschen Sprichwort, dass Vorfreude die schönste Freude ist.

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